Unterrichtsmaterialien: Armut und soziale Ungleichheit

Vielseitige Module, ausgearbeitete Stundenmodelle und inspirierende Ideen für den Schulunterricht

Auf dieser Website finden sich 14 altersadäquate Module zu Armut, Ungleichheit und sozialer Sicherung für den Bereich der Wirtschafts- und Finanzbildung für unterschiedliche Schulstufen der Sekundarstufe I und II. Die Unterrichtsmaterialien enthalten detaillierte Stundenkonzepte, sind methodisch und inhaltlich attraktiv aufgebaut und können damit unkompliziert direkt für den Unterricht übernommen werden. Die Materialien haben vor allem Anknüpfungspunkte an den Lehrplan für Geographie und wirtschaftliche Bildung, aber auch an die aktuellen Lehrpläne für Geschichte, politische Bildung und Ethik.

Die Unterrichtsmaterialien setzen sich altersgerecht mit zentralen Fragestellungen im Themenfeld Armut und Ungleichheit auseinander: Was ist Armut? Wie wirkt sich Kinderarmut aus? Welche Dimensionen der Armut gibt es? Wie funktioniert der Sozialstaat? Was sind soziale Transferleistungen? Was bedeutet soziale Ausgrenzung? Wie hängen Armut und Krankheit zusammen? Wie wirken sich Klimabelastungen aus? Frisst Armut Demokratie? Welche Wechselwirkungen gibt es mit Bildung, Wohnen oder Arbeit?


Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe 1


Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe 2


Beschämung im Unterricht? - Tipps für Lehrpersonen

Eine Hürde für die Thematisierung von Armut und sozialer Ungleichheit im Unterricht kann die Einschätzung von Pädagog*innen sein, dass dies aufgrund von persönlicher Betroffenheit in der Klasse Schüler*innen bloßstellt. Das ist auch eine Gratwanderung. Auf eine respektvolle und nicht-beschämende Unterrichtsatmosphäre gilt es bestmöglich zu achten. Hier finden sich einige Tipps für didaktische und methodische Zugänge zur Frage.

Tipps für einen achtsamen und nicht-beschämenden Unterricht zu Armut und sozialer Ungleichheit:

1. Bei Schüler*innen Beschämung vermeiden und Empowerment ermöglichen/fördern

  • Zusammenhänge, Kontext und kollektive Verantwortungen herausarbeiten – strukturelle Probleme nicht individualisieren („Ich bin nicht selber schuld!“).
  • Daten, Fakten und Dimensionen analysieren („Ich bin nicht allein!“).
  • Wenn gewünscht, Raum und Zeit für Selbstrepräsentation sowie für eigene Erzählungen bieten (“Ich darf meine Geschichte ohne Beschämung erzählen!”).
  • Recht der Nicht-Offenlegung kommunizieren, deutliche Klarstellung, dass keine persönlichen biografische Betroffenheiten offengelegt werden müssen („Sag nur das, was du sagen willst“).
  • Achtsame Form der Schüler*innenorientierung realisieren mit dem Ziel, Beschämung zu vermeiden!
  • Passende methodische Zugänge wählen: Rollenspiele, in der ich eine andere Rolle ausprobieren und in einer anderen Rolle sprechen kann, Theater der Unterdrückten, Positionierungslinien, „One-step-forward“-Spiele etc.

2. Als Lehrperson im thematischen Kontext Haltungen reflektieren und entwickeln

  • Als Lehrkraft die eigene Herkunft reflektieren und ergründen.
  • Eigene Haltungen und Einstellungen zu und über soziale Ungleichheit auf individueller und gesellschaftlicher Ebene reflektieren und klären.
  • Betroffenheiten in Lerngruppen zulassen, anstatt sie zuzudecken.
  • Bedenken, dass man als Lehrkraft eine „Ankerperson“ sein könnte. Also eine Person, die für ein benachteiligtes Kind eine besonders wichtige Rolle im Leben spielt und Vertrauen genießt
  • Passende methodische Zugänge: Kenntnisse zum Kontext Armut, Reichtum und soziale Ungleichheiten in Österreich erarbeiten, Biografiearbeit für Lehrkräfte, kreatives Schreiben etc.

3. Gemeinsam im Unterricht Mythen sowie Narrative hinterfragen und kritische Positionen entwickeln

  • Mit Armut und sozialer Ungleichheit verbundene Konflikte sichtbar machen, im Unterricht als veränderbar klarstellen und exemplarisch aushandeln – nicht „naturalisieren“.
  • Dialektik zwischen individuellen Perspektiven und statistischer Empirie berücksichtigen.
  • Die Zusammenhänge zwischen individuellen Entscheidungen und gesellschaftlichen (ökonomischen, sozialen und ökologischen) Effekten analysieren.
  • Bewusst sensible Sprache verwenden und Stigmatisierungen vermeiden (finanzielle Armut, finanzieller Reichtum; „arm dran – arm drauf“, „einkommensarm“ – nicht „sozial schwach“ etc.), Varianten der Ausdrucksweise besprechen.
    Tipp: Leitfaden für respektvolle Armutsberichterstattung
  • Verschiedene mögliche Aspekte von gutem Leben auch jenseits von monetären Kennzahlen diskutieren.
  • Den Trend zur Mitte in der Selbsteinschätzung des Wohlstandes thematisieren und die eigene Position im gesamtgesellschaftlichen Vergleich erkennbar machen.
  • Passende methodische Zugänge: Powerflower (Privilegien als Ausgangspunkt), Thesendiskussionen, Rollendiskussionen, „One-Step-forward“-Spiele etc.

Hier auch zur Vertiefung zwei Leitfäden:


Alle Materialien im Überblick

SEKUNDARSTUFE I

Thema Schlagwörter Dauer Schulstufe
Armut und Bildung Berufe, Ausbildungswege, Einnahmen- und Ausgabenrechnung, Grundrechnungsarten, Wochenplan 1 UE 5. Schulstufe
Armut und Ernährung Nahrungsmittelindustrie, Ernährungssouveränität, finanzielle Armut, Mistkübelanalyse 2 UE 8. Schulstufe
Armut und Gesundheit psychische Gesundheit, Stigmatisierung, Reflexivität, Fallarbeit, biographisches Lernen, Gruppenpuzzle 2 UE + 1 UE Erweiterung 8. Schulstufe
Armut, Kindheit und Alter Armut, Alter, Kindheit, Poster, Gruppenarbeit 2 UE 7./8. Schulstufe
Armut und Klima Klimagerechtigkeit, Zukunftswerkstatt 2 UE 8. Schulstufe
Armut, Messung und Darstellung Armut, Österreich, Kinderarmut, Zeichnung 2 UE 5./7./8. Schulstufe
Armut und Migration Migration, Armut, Diskriminierung, Chancen(un)gleichheit, Lebensgeschichten, Gruppenpuzzle 2 UE 7./8. Schulstufe
Armut und Wohnen prekäre Wohnverhältnisse, Wohnungsplanung, Maßstabsarbeit, soziale Exklusion, Rollenspiel 3 UE 5. Schulstufe

SEKUNDARSTUFE II

Thema Schlagwörter Dauer Schulstufe
Armut und Arbeit Working Poor, Care-Arbeit, Prekarisierung, Stepping-Forward-Spiel, Diskussion, One-Minute-Paper 1 UE + 1 UE Erweiterung 11. Schulstufe
Armut, Definition und Messung Armut, Vorstellung, Definition, Statistik für Österreich 1 UE 9./10./11. Schulstufe
Armut und Demokratie sprachsensibler Unterricht, Karikatur, Demokratie, Partizipation, Teilhabe, Textanalyse, Grafikinterpretation 2 UE + Erweiterungen 9./10./11. Schulstufe
Armut und Migration Chancengleichheit, Migration und Armut, Diskriminierung, Thesendiskussion, Faktencheck 2 UE 11. Schulstufe
Armut und Mythen Armut, Mythen, Sozialstaat, Österreich, Vorurteile, Faktencheck 1 UE 9./11./12. Schulstufe
Armut und Reichtum Armut, Reichtum, Vermögen, Österreich, Verteilung, Debatte 2 UE 9./11. Schulstufe