Mein Leben mit Parkinson

Wie kam es zu dieser Diagnose? Um das Ganze verständlich zu machen, hier ein kurzer Rückblick. Ich war 22 Jahre lang Büroangestellter, dann Handelsangestellter, zwischendurch ohne Job und die letzten sechs Jahre Berufskraftfahrer, oft bis zu 18 Stunden oder mehr unterwegs. Fallweise saß ich stundenlang ohne Pause Tag und Nacht hinter dem Steuer. Mit einem leichten Zittern im linken Fuß und unerklärlichen Kreuzschmerzen fing alles an. Ich maß dem Ganzen vorerst keine Bedeutung zu. Schmerzen hatte ich immer schon. Als es unerträglich wurde, ging ich zu meinem Arzt. Der veranlasste eine MR-Untersuchung. Diagnose: „Lendenwirbel links stark abgenutzt, jedoch keine Operation notwendig.“ Ich war weiterhin als Kraftfahrer unterwegs. Immer wieder die unerträglichen Schmerzen. Ich pausierte wochen- oder monatelang. Kurzfristig trat Besserung ein. Wieder hinter dem Steuer, begann das Ganze von vorne: Ständige Schmerzen, hinzu kam noch die rasche Ermüdung. Letztendlich konnte ich mich nicht mehr konzentrieren. Ich konnte nur noch mit Mühe aus dem Auto aussteigen.

So kann es nicht weitergehen, dachte ich mir. Ich stellte den Wagen bei der Firma ab. Es wurde eine einvernehmliche Lösung des Dienstverhältnisses vereinbart. Als Arbeitssuchender am AMS vorgemerkt und mit Befunden ausgestattet, hatte ich im Jänner einen Termin. Mein Berater hatte ohne mein Wissen schon eine Untersuchung bei der PVA vereinbart, da der Verdacht auf Parkinson schon seit Weihnachten im Raum stand. Ich hatte zwei Untersuchungstermine bei der PVA. Anfang März war ich dann für ein paar Tage in der Landesnervenklinik. Dort wurde der Verdacht auf Parkinson bestätigt. Es folgten eine MR-Untersuchung, nuklearmedizinische Untersuchungen, ein fünfstündiger Psycho-Test über Konzentrations- und Merkfähigkeit, ein L-Dopa Test (spezielles Medikament für Parkinson) und eine Termin-Vereinbarung bei der Psychiaterin. Aufgrund der Testergebnisse, der nicht gerade geringen Dosis an Medikamenten und der Arztbriefe wurde mir ohne weitere Untersuchungen seitens der PVA die Invalidenpension auf Dauer gewährt. Begründet wurde dies damit, dass nicht zu erwarten sei, dass sich mein Gesundheitszustand innerhalb der nächsten Monate verbessern würde.

Nun nehme ich viermal täglich meine Tabletten gegen Schmerzen und zur Eindämmung des Zitterns, dass sich im linken Bein und im linken Arm ausgebreitet hat. Teilweise ist es sehr heftig. Zu langes Sonnen oder ein Wetterumschwung setzen mir stark zu. Die Physiotherapie schaffte ein wenig Linderung. Zu langes Sitzen oder Stehen bedeutet starkes Zittern und Schmerzen. Wenn ich große Becher gefüllt mit frischem Fruchtsaft auf dem Tisch abstellen wollte, habe ich diese schon vorher fallen lassen. Auch eine Tasse Kaffee ging schon zu Bruch. Teilweise funktionieren nicht einmal mehr die einfachsten Bewegungsabläufe. Ich muss mich wohl damit abfinden, dass es schlechter wird. Im schlimmsten Fall brauche ich eine Betreuung oder am Ende gar einen Rollstuhl. Ich leide ständig unter Schlafstörungen, Übelkeit, Sodbrennen, Kopfschmerzen wegen der Hitze, unter teils sehr starkem Zittern und an Kreuzschmerzen.

Demnächst werde ich einen Antrag auf Pflegegeld bei der PVA stellen. Meine Frau Claudia unterstützt mich so gut es geht, denn ohne sie wäre es kaum mehr zu schaffen. Ich hatte auch schon Schmerzen und Störungen der Bewegungsabläufe beim An- und Ausziehen oder beim Duschen. Momentan lese ich den Roman von Ken Follet „Die Tore der Welt“. Dabei passiert es mir mehrmals, dass ich das Buch fallen lasse oder einschlafe. Für ihre Unterstützung bin ich Claudia sehr dankbar. Gemeinsam können wir es schaffen, das alles zu bewerkstelligen.

Walter Stadlbauer (Straßenzeitung Kupfermuckn)

Ursprünglich veröffentlicht in der Straßenzeitung im Kupfermuckn im Oktober 2017

Veröffentlicht am 15.01.2018