Sozialhilfe: Genauer hinsehen - 22% Menschen mit Behinderungen und untragbare Wohnsituationen

Armutskonferenz appelliert an Öffentlichkeit: Es gibt zu viele vergessene und verschwiegene Probleme in der Sozialhilfe.

(12.11.2025) „Zu viele müssen in überbelegten, feuchten, schimmligen Wohnungen leben. 22% sind Menschen mit Behinderungen oder Personen mit psychischen Erkrankungen, chronische Krankheiten haben die Hälfte der Betroffenen“, zitiert die Armutskonferenz die heute veröffentlichen Sozialhilfedaten der Statistik Austria. In der öffentlichen Debatte kommen all die Menschen jedoch nicht vor“, betont die Armutskonferenz wie wichtig es ist, „genau hinzusehen“: Es gibt viele vergessene und verschwiegene Probleme in der Sozialhilfe. Die Soforthilfe funktioniert nicht, es gibt keine klare Definition von Alleinerziehenden, die Wohnkosten sind nicht tragbar, Härtefallregeln fehlen, Menschen mit Behinderungen wird ein selbstbestimmtes Leben verweigert, Entscheidungsfristen am Amt sind zu lange und es treten große Mängel im Vollzug auf“, so die Armutskonferenz.

„Wer von einer Reform der Sozialhilfe spricht, darf zu diesen Missständen in den Bundesländern nicht schweigen. Zwischen den Bundesländern ist ein gefährlicher Wettlauf entstanden: Wer zahlt am wenigsten und schließt am effizientesten Menschen aus. "Wir müssen die Armut bekämpfen nicht die Armen", so die Armutskonferenz.

Der Großteil der Bezieher von Sozialhilfe, rund 60% (genau 57%) können gar nicht arbeiten: Weil sie in Pension sind, eine chronische Erkrankung oder eine Behinderung haben, Kinder und Angehörige pflegen – oder selbst Kinder sind. Sie gehen in die Schule oder in den Kindergarten, sind in Pension, leben mit Behinderungen bzw einer schweren chronischen Krankheit oder sind in Pflegebetreuung. 35% der Menschen in Sozialhilfe stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung und können arbeiten. Weitere 8% arbeiten bereits, ihr Job ist aber derart miserabel bezahlt, dass es nicht reicht zum Leben und sie Zuzahlungen aus der Sozialhilfe brauchen.


Weitere Informationen

Sozialministerium: Statistik zur Sozialhilfe & Mindestsicherung 2024

Armutskonferenz: Die vergessenen und verschwiegenen Probleme in der Sozialhilfe