„Dialog ist wichtig zur Konfliktlösung – und damit wir uns nicht mehr hilflos fühlen“
Jahrestreffen der Plattform Sichtbar Werden von Menschen mit Armutserfahrungen in Linz
(15.10.2025) Unter dem Titel „Gemeinsam gegen Barrieren und Beschämung“ trafen sich Anfang Oktober über 50 Menschen mit Armutserfahrungen aus ganz Österreich in Linz. Neben der Planung von Aktivitäten und Workshops in mehreren Bundesländern für das Jahr 2026 stand Reflexion und Ausblick der Initiative mitgehn und der Dialogforen mit Ämtern und Behörden im Mittelpunkt.
mitgehn – Freiwillige begleiten auf Ämter und Behörden
Seit 2021 begleiten Freiwillige im Rahmen der Initiative mitgehn Menschen mit Armuts- und Ausgrenzungserfahrungen zu Ämtern, Behörden oder Gesundheitseinrichtungen. Als stille Begleiter*innen geben sie Sicherheit in belastenden Situationen.
„Während des Termins tat es gut zu wissen, dass jemand neben mir sitzt – die Angst war weg“, erzählt eine Betroffene.
mitgehn wurde von der Armutskonferenz, der Plattform Sichtbar Werden und für uns - Zentrum für Zivilgesellschaft in einem Pilotprojekt entwickelt und vom Sozialministerium unterstützt. Mehrere Organisationen österreichweit haben das Konzept bereits übernommen. Ein kompaktes Toolkit für Organisationen erklärt die wichtigsten Schritte zur Umsetzung.
Wer selbst eine Begleitung möchte, kann sich hier melden: www.armutskonferenz.at/mitgehn-anmeldung
Wie mitgehn gegen Beschämung hilft…
Viele Menschen erleben Behördengänge oder Arzttermine als überfordernd oder beschämend. Alleine das Dabeisein einer zweiten Person schafft Sicherheit, Unterstützung und eine neue Gesprächsatmosphäre. „Die Stärke der Freiwilligen spüren alle Seiten“, berichten Betroffene. Begleitungen wirken so unmittelbar gegen Beschämung und stärken das Selbstvertrauen der betroffenen Personen.
Dialogforen: Begegnung statt Barrieren
Damit sich Strukturen verändern, braucht es Dialog – offen, respektvoll und auf Augenhöhe. In mittlerweile fünf Bundesländern haben Dialogforen Menschen mit Armutserfahrungen und Vertreter*innen von Ämtern und Behörden an einen Tisch gebracht. Dabei ginge es um Barrieren, Beschämung und Wege zu mehr Beteiligung. „Dialog ist wichtig zur Konfliktlösung – und damit wir uns nicht mehr hilflos fühlen“, bringen es Betroffene auf den Punkt. Dialogforen fördern Sensibilität bei Behördenmitarbeiter*innen, damit Maßnahmen besser auf Betroffene zugeschnitten werden. Sie sind eine Möglichkeit, damit „normalsterbliche Bürgerinnen und Bürger an demokratischen Prozessen teilnehmen können“, wie Teilnehmer*innen betonen.
Sichtbar Werden: Rückblick und Ausblick
Beim jährlichen Treffen der Plattform Sichtbar Werden Anfang Oktober in Linz wurden Erfahrungen aus vier Jahren mitgehn und fünf Dialogforen reflektiert und die Ergebnisse zusammengetragen. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die Initiative weitergeführt werden kann – und was wir sonst aktiv gegen Beschämung tun können.
Die Plattform Sichtbar Werden setzt sich österreichweit für Beteiligung und Mitbestimmung von Menschen mit Armutserfahrungen ein – gemeinsam mit Selbstvertreter*innen, Freiwilligen und Organisationen, die etwas verändern wollen.
Du möchtest dich in der Plattform engagieren? Dann melde dich unter www.sichtbar-werden.at










