Ausgezeichnete Beiträge: Journalismuspreis von unten 2020 vergeben

Ausgezeichnet: Rosa Lyon, Christoph Bendas, Sonja Hochecker, Rike Uhlenkamp, Sascha Montag, Martina Madner, Michaela Ambos, Claudia Unterweger, Karl Schönswetter, Fiona Steinert, Vina Yun, Maria Harmer

(06.07.2021) Gestern wurde in Wien zum elften Mal in einer festlichen Veranstaltung im Presseclub Concordia der Journalismuspreis "von unten" vergeben. Bewertet und ausgewählt wurden die Beiträge von einer Jury bestehend aus Menschen mit Armutserfahrungen. Die Armutskonferenz schreibt seit 2010 den Preis aus, der "tiefgründige und respektvolle Armutsberichterstattung" prämiert. Alle Ausgezeichneten betonten, den Preis als besondere Ehre zu empfinden, kommt er doch von Menschen, die genau wissen, was Sache ist.

Den Hauptpreis in der Kategorie Fernsehen erhielt Rosa Lyon für 2 ORF-ZIB1-Beiträge über „Lockdown – Homeschooling“ und „Familienhärtefonds – Alleinerziehende“. Die Jury würdigte, dass die Beiträge ohne die Protagonist*innen zu beschämen, auf deren Lebensverhältnisse aufmerksam macht: „Rosa Lyon zeigt mit ihren Beiträgen in der ZIB1, wie man auch kurz und knapp die prekäre Situation von Armutsbetroffenen beschreiben kann, ohne typische Vorurteile und Klischees zu bedienen.“

Der zweite Preis ging an Christoph Bendas und Sonja Hochecker für ihren Beitrag über den Kampf von Heimopfern für Gerechtigkeit (ORF Thema). Besonders beeindruckend empfand die Jury, wie es Christoph Bendas und Sonja Hochecker durch den Beitrag gelingt zu vermitteln, dass traumatisierende Erfahrungen in der Kindheit ein Leben lang Folgen haben können: „Ohne die Opfer zu beschämen, zeigen sie in ihrem bewegenden Beitrag auf, wie herausfordernd der Kampf um Anerkennung der Missbrauchs- und Gewalterfahrung ist.“

Print

Den Hauptpreis in der Kategorie Print ging an Rike Uhlenkamp und Sascha Montag für ihren Artikel „Länger als neun Monate blieb keiner“ über das VinziDorf-Hospiz, erschienen in der Wienerin. Aus der Begründung der Jury: „Rike Uhlenkamp beschreibt auf eindrucksvolle Weise, wie einfühlsam sich die Betreuer*innen auf Augenhöhe um die Menschen kümmern. Ohne auf die Tränendrüse zu drücken, erzählt sie von Menschen, die sonst kaum beachtet werden. Sascha Montag gibt dem Artikel mit seinen aussagekräftigen Bildern, die durch ihre eindringliche Bildsprache bestechen, einen würdigen Rahmen.“

Martina Madner erhielt den zweiten Preis für ihren Artikel in der Wiener Zeitung „Trauer und Wut sind nichts für mich". „Die Autorin führt das Interview auf Augenhöhe, sie gibt der Protagonistin eine Stimme, die gehört wird. So gelingt es ihr aufzuzeigen, dass Bildung nicht vor Armut schützt und als Folge von Armut die physische und psychische Gesundheit gefährdet ist.“

Online

In der Kategorie Online erhielt Michaela Ambos die Auszeichnung für ihre Reportage „Mit diesem Einkommen bist du bereits armutsgefährdet“ veröffentlicht auf woman.at. Die Jury würdigte Michaela Ambos für ihr schonungslos offenes aber immer respektvoll geführtes Interview, das nie auf medienwirksame Sensation blickt.

Der zweite Preis ging an Claudia Unterweger für ihren Beitrag „Sexarbeiter*innen kämpfen im Lockdown ums Überleben“ auf der Website von Radio FM4. Aus der Begründung der Jury: „Den Beitrag zeichnet aus, dass er gut recherchiert und informativ ist, er zeigt die Schwachstellen der staatlichen Unterstützung auf, er verweist aber auch auf Hilfsangebote und Vereine, an die sich Betroffene wenden können.“

Radio

In der Kategorie Radio wurden Karl Schönswetter, Fiona Steinert und Vina Yun für die von UNDOK initiierte Sendereihe „Arbeiten ohne Papiere – gegen Ausbeutung, für gleiche Rechte“ auf Radio Orange ausgezeichnet. Aus der Begründung der Jury: „Sie haben eine gründlich recherchierte und informative Sendereihe gestaltet, die nicht nur für Migrant*innen nützlich ist, sondern für alle, die mit undokumentierter Arbeit zu tun haben."

Maria Harmer erhielt den zweiten Preis für ihre Sendereihe "Zuhause bleiben? Obdachlosigkeit in Corona-Zeiten" im Ö1 Journal Panorama. In der Sendereihe werden die besonderen Schwierigkeiten, die in Zeiten der Pandemie entstehen, aufgezeigt. Aus der Begründung der Jury: „Mit ihren Beiträgen gelingt es Maria Harmer bei den Zuhörer*innen Bilder im Kopf zu erzeugen ohne die von Obdachlosigkeit Betroffenen zu beschämen.“

Lobende Erwähnungen

Weiters auf der Shortlist des Journalismuspreis „von unten“ und lobend erwähnt: Steffen Arora („Kampf gegen die Armen, nicht gegen die Armut“, Der Standard), Saskia Wolfesberger ("Wenn 400 Euro zum Leben bleiben", News), Irene Meinitzer ("Kinderrechte", Radio Helsinki).

Wir bedanken uns bei der Band „Moll“ für die musikalische Begleitung.

Der "Journalismuspreis von unten" wird mittlerweile auch in anderen europäischen Ländern vergeben wie Finnland, Kroatien, Ungarn, Serbien oder Island.