Ausgezeichnete Beiträge: Journalismuspreis von unten 2019 vergeben
Ausgezeichnet: Ed Moschitz, Andrea Kandioler-Kiml, Sabine Stehrer, Vanessa Gaigg, Muhamed Beganovic, Christina Höfferer, Udo Seelhofer und Sandra Knopp
(17.12.2019) Gestern wurde in Wien zum zehnten Mal in einer festlichen Veranstaltung im Presseclub Concordia der Journalismuspreis "von unten" vergeben. Bewertet und ausgewählt wurden die Beiträge von einer Jury bestehend aus Menschen mit Armutserfahrungen. Die Armutskonferenz schreibt seit 2010 den Preis aus, der "tiefgründige und respektvolle Armutsberichterstattung" prämiert. Alle Ausgezeichneten betonten, den Preis als besondere Ehre zu empfinden, kommt er doch von Menschen, die genau wissen, was Sache ist.
Den Hauptpreis in der Kategorie Fernsehen erhielt Ed Moschitz für seine ORF-Am-Schauplatz-Reportage „Sklaven für die Alten?“. Die Jury würdigte die umfassende und spannende Recherche zur gesellschaftlich herausfordernden Frage der Pflege: „Ed Moschitz gibt mit dieser Reportage den vielen Pflegerinnen eine Stimme, die unter schwierigen Arbeitsbedingungen und Abhängigkeiten tätig sind.“
Der zweite Preis ging an Andrea Kandioler-Kiml für ihren Beitrag über einen alleinerziehenden Vater von drei Kindern (ORF ZIB Magazin). Besonders beeindruckend empfand die Jury, wie es Andrea Kandioler Kiml durch den Beitrag gelingt zu vermitteln, dass Armut jeden treffen kann: „Sie porträtiert einen Mann, der arbeiten geht, Steuern zahlt und ein liebevoller Vater ist und damit so gar nicht den üblichen Klischees Armutsbetroffener entspricht.“
Den Hauptpreis in der Kategorie Print ging an Sabine Stehrer für ihren Artikel „Wenn Wunden heilen, geschehen oft Wunder“ über das Gesundheitszentrum neunerhaus, erschienen im Magazin MEDIZIN populär. Aus der Begründung der Jury: „Sabine Stehrer beschäftigt sich in ihrem Artikel mit der medizinischen Versorgung von Menschen, die massiv von Armut betroffen sind. Sie schildert eingehend wie mit Patient*innen umgegangen wird, wie einfühlsam sich das medizinische Personal auf Augenhöhe um die Menschen kümmert.“
Vanessa Gaigg erhielt den zweiten Preis für ihren Artikel im Standard „Knapp vor der Delogierung: Ich habe ein perfektes Doppelleben geführt“. „Vanessa Gaigg schildert in ihrem Artikel einfühlsam und unter Wahrung der Identität des Protagonisten wie schnell Menschen in Krisensituationen auch von einem Wohnungsverlust bedroht sein können und wie schwer es sein kann professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.“
In der Kategorie Online erhielt Muhamed Beganovic die Auszeichnung für seine Reportage „Vučjak: Ein Lager, das niemand will“ veröffentlicht auf fm4.orf.at. Die Jury würdigte Muhamed Beganovic für seine behutsamen und gleichzeitig eindrücklichen Schilderungen.
In der Kategorie Radio wurden Udo Seelhofer und Sandra Knopp für ihre Sendung "Mindestsicherung neu: Existenzängste nach Kürzungen" im Freak Radio auf Ö1 Campus ausgezeichnet. Aus der Begründung der Jury: „Durch die umstrittene Einführung der „Sozialhilfe neu“ im heurigen Frühjahr, hat das Thema eine besondere Brisanz. Der Beitrag wurde sehr gut, vielschichtig und menschlich aufgearbeitet und zeigt anhand konkreter Beispiele welche Fallstricke dieses neue Gesetz vor allem für Erwachsene mit Behinderung hat und wie es sich auf sie auswirkt.“
Christina Höfferer erhielt den zweiten Preis für ihr Ö1 Radiokolleg „Das neue Bürgergeld in Italien“. Die Jury würdigte den „den gründlich recherchierten Beitrag, der die Unzulänglichkeiten und Lücken dieser propagierten Sozialhilfe sehr deutlich macht und auch die europäische Dimension sozialer Sicherungssysteme behandelt.“
Weiters auf der Shortlist des Journalismuspreis „von unten“ und lobend erwähnt: Andrea Poschmaier (ORF Thema), Fanny Stapf ("Obdachlosenportraits", ORF Magazin 1), Monika Fischer ("Was Liebe ist, weiß ich nicht", Radio Klassik Stephansdom), Köksal Baltaci ("Die Hausarztpraxis als 'Spielplatz der Senioren'", Die Presse), Lisa Bolyos ("Kinder, Armut, Kunst, Kultur", AUGUSTIN).