Ausgezeichnete Beiträge: Journalismuspreis von unten 2018 vergeben

Ausgezeichnet: Veronika Mauler, Beate Haselmayer, Anna Gasteiger, Christine Pramhas, Caroline Haidacher, Nina Strasser, Stefanie Jeller, Yvonne Widler & Paul Batruel

(18.12.2018) Gestern wurde in Wien zum neunten Mal in einer festlichen Veranstaltung im Presseclub Concordia der "Journalismuspreis von unten" vergeben. Bewertet und ausgewählt wurden die Beiträge von einer Jury bestehend aus Menschen mit Armutserfahrungen. Die Armutskonferenz schreibt seit 2010 den Preis aus, der "tiefgründige und respektvolle Armutsberichterstattung" prämiert. Alle Ausgezeichneten betonten, den Preis als besondere Ehre zu empfinden, kommt er doch von Menschen, die genau wissen, was Sache ist.

Den Hauptpreis in der Kategorie Fernsehen erhielt Beate Haselmayer für ihre ORF-Am-Schauplatz-Reportage „Besser als die Straße“. Aus der Begründung der Jury: „Beate Haselmayer lässt Betroffene ausführlich zu Wort kommen ohne diese vorzuführen. Sie räumt mit Klischees auf und macht in ihrem Beitrag deutlich, wie schnell man selbst in die Situation kommen kann, kein festes Dach über dem Kopf zu haben.“

Der zweite Preis ging an Caroline Haidacher für ihren Beitrag „Kämpferin mit großem Herz“ (ORF-Sendereihe FeierAbend). Besonders beeindruckend fand die Jury wie es Caroline Haidacher gelingt „die Menschen in Afrika in ihren schwierigen Lebensumständen zu zeigen, ohne ihnen die Würde zu nehmen und damit kein Mitleid zu erzeugen, sondern ehrliche Emotion bei den Zusehenden zu wecken. Das Porträt einer so starken Frau inspiriert, weil sie sich trotz ihrer schlimmen Erfahrungen ermächtigt hat, um nun selbst gegen Menschenhandel zu kämpfen.“

In der Kategorie Print wurde Anna Gasteiger für ihren Artikel „Arm in einem reichen Land“ im Magazin NEWS ausgezeichnet. Die Jury würdigte „den informativen, gut recherchierten und mit Fakten gespickten Beitrag“ sowie die „sensible Porträtierung von zwei Betroffenen, die ausführlich zu Wort kommen ohne vorgeführt zu werden. Anna Gasteiger trägt mit ihrem Artikel dazu bei, mehr Verständnis für die Situation von Mindestsicherungs-Beziehenden zu erreichen.“

Nina Strasser erhielt den zweiten Preis für ihre Reportage „1 Jahr mit Günther“ im FALTER. „Nina Strasser dokumentiert ein Jahr lang das Leben des obdachlosen Günther, mit all den damit verbundenen Mühseligkeiten, inklusive Überfällen, Lungenentzündung und dem täglichen Überlebenskampf bei Minusgraden auf einer Parkbank. Die Geschichte ist wunderbar erzählt und zeigt auch, dass Menschen es mit Unterstützung schaffen können ihre Lebenssituation wieder zu verbessern.“

In der Kategorie Online erhielt Veronika Mauler die Auszeichnung für ihren meins.orf.at-Beitrag „Sprechen mit den Augen.“ Aus der Begründung der Jury: „Veronika Mauler porträtiert in ihrem Beitrag auf wunderbare Weise eine kleinen Jungen mit Beeinträchtigung und seinen Sprach-Computer. Sie zeigt auf welche finanzielle Überbelastung mit körperlicher Behinderung einhergeht und dass Betroffene keineswegs die finanzielle Unterstützung bekommen die notwendig wäre, weil Betroffene in der österreichischen Bürokratie rasch an Grenzen stoßen.“

Der zweite Platz ging an Yvonne Widler und Paul Batruel und ihrer Reportage „Null-Komma-Null“ erschienen auf kurier.at. „Yvonne Widler zeigt informativ und einfühlsam zugleich das Leben mit dem Alkohol und das Aufbäumen gegen ihn. Sehr respektvoll nimmt sie uns bei der Hand und führt uns dorthin, wo niemand von uns sein will. Und regt uns an über einige Tabus neu nachzudenken“, so die Jury.

In der Kategorie Radio wurde Christine Prahmhas für ihr Feature "Wenigstens eine Chance. Vom Kampf um die Obsorge für das eigene Kind“ (Ö1 Hörbilder) ausgezeichnet. Aus der Begründung der Jury: „Christine Pramhas bereitet in ihrem Feature das tabuisierte Thema Kindesabnahme umfassend, aufrüttelnd, journalistisch hoch qualitativ und mit einem tollen Spannungsbogen auf. Der Beitrag macht deutlich wie rasch Personen mit intellektueller Beeinträchtigung das Recht auf Selbstbestimmung genommen wird.“

Stefanie Jeller erhielt den zweiten Preis für ihren Beitrag „Hunger im Paradies“ (Radio Klassik Stephansdom). Die Jury würdigte den „aufwändigen und informativen Beitrag, in dem der harte Überlebenskampf vor allem von Frauen und Kindern in Burundi dargestellt wird. Stefanie Jeller macht dabei auch die strukturellen Ursachen deutlich und zeigt konkrete Lösungsansätze auf.“

Weiters auf der Shortlist des Journalismuspreis „von unten“ und lobend erwähnt: Michael Cencig (ORF FeierAbend), Andrea Poschmaier und Oliver Rubenthaler (ORF Thema), Elfriede Hammerl (Profil), Ursula Theiretzbacher (Ö1), Chris Cummins (Radio FM4), Sandra Knopp und Udo Seelhofer (Der Österreichische Journalist).