Keynotes

Mittwoch, 25. Mai 2022, 9:00-11:00

Stephan LESSENICH (Sozialwissenschaftler, Goethe Universität Frankfurt):
Klima – Klasse – Konsum. Ungleichheitsdynamiken in der ökologischen Krise

In der Klimakrise nehmen die bessergestellten sozialen Milieus wie selbstverständlich eine politisch-soziale Vorreiterrolle für sich in Anspruch. Sich selbst als ökologisch aufgeklärt gebend, verweisen sie auf die angeblich klimapolitisch problematischen Verhaltensweisen der unteren Schichten, die sich – weil bildungsfern, gedankenlos und enthemmt – in umweltschädlichem Konsum ergingen. Dabei ist es nicht nur so, dass der Ressourcenverbrauch mit jeder höheren Stufe in der Sozialhierarchie steigt. Gerne wird übersehen, dass die den Ramschkonsum treibende Verkopplung von Niedriglöhnen und Niedrigpreisen ein grundlegendes Merkmal des Gegenwartskapitalismus und seiner Reproduktion ist. Die neue Klassenfrage ist wesentlich auch eine Konsumfrage: Sag mir, was Du kaufst, und ich sag Dir, wo Du stehst.

Stephan Lessenich ist Professor für Gesellschaftstheorie und Sozialforschung und Direktor des Instituts für Sozialforschung an der Goethe-Universität Frankfurt.


Susanne ELSEN (Freie Universität Bozen);
Der Beitrag sozialer und solidarischer Ökonomie zur Armutsbekämpfung und öko-sozialen Transformation

Immer schon organisieren sich Menschen vor Ort, um gemeinsam zu erreichen, was sie alleine nicht schaffen können. Genossenschaften, gegenseitige Hilfsvereine, Gemeinschaftsgärten u.v.m. haben eine lange Tradition. Heute beobachten wir weltweit ein Erstarken traditioneller und vollkommen neuer Formen der solidarischen Ökonomie. Sie finden zunehmend Beachtung nicht nur wegen ihres möglichen Beitrags zur Armutsbekämpfung und Integration benachteiligter Menschen, sondern auch wegen ihres Potenzials zur Entwicklung einer ökologisch nachhaltigeren Wirtschafts- und Lebensweise.

Die Europäische Kommission hat 2021 einen Aktionsplan zur Förderung dieses Bereiches erlassen und die UNO eine weltweit agierende Task-Force (UNTFSSE) eingerichtet.

Dr. Susanne Elsen ist Professorin für Sozialwissenschaft an der Freien Universität Bozen und seit vielen Jahren mit diesem Thema, nicht nur in Forschung und Theorie, sondern auch n der Praxis, befasst.