Armutskonferenz bei Bundespräsident Van der Bellen: 30 Jahre Einsatz und Engagement
Armutskonferenz: "Dauerhafte Armut bei steigendem Reichtum ist kein Naturgesetz“. Herausforderungen „Wohnen, Gesundheit, Schule, Mitbestimmung“.
(26.11.2025). Auch in Österreich ist "Armut und soziale Ungleichheit eine Realität", umso wichtiger seien „umfassende Maßnahmen zur Bekämpfung und Vermeidung von Armut“, betonten Mitglieder des Netzwerks "Armutskonferenz" bei einem Besuch in der Wiener Hofburg. Der Bundespräsident würdigte den Einsatz und das Engagement der Armutskonferenz in den letzten 30 Jahren.
Vor 30 Jahren formierte sich eine bunte Koalition von zivilgesellschaftlichen Kräften zum jetzigen Netzwerk Armutskonferenz. Die Armutskonferenz ist seither als Netzwerk von über 40 Initiativen aus sozialen Organisationen, Selbsthilfeinitiativen, Wissenschaft, Bildungseinrichtungen und Armutsbetroffenen aktiv. Die in der Armutskonferenz zusammengeschlossenen sozialen Organisationen beraten, unterstützen und begleiten über 500.000 Menschen im Jahr. Im November 1995 erhoben hunderte Menschen aus dem Sozialbereich das erste Mal ihre Stimme, um gemeinsam die zentralen Fragen an Politik und Gesellschaft zu stellen: Wie Wohnungslosigkeit und Energiearmut verhindern, wie den Chancentod bei Kindern bekämpfen, wie einen bürgerfreundlichen Vollzug auf den Ämtern sicherstellen, wie Beschämung angehen, wie Prekarität im Alter und armutsbedingte Erkrankungen vermeiden? Zu den Mitbegründern der Armutskonferenz damals gehörten u.a. das Bildungshaus St.Virgil, Caritas, Diakonie, Europäisches Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung, Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, Schuldenberatungen, Neustart (damals noch Bewährungshilfe), Frauenhäuser, Plattform der Alleinerziehenden, Vereinigte Arbeitsloseninitiativen, Evangelische Akademie, Katholische Sozialakademie, ÖGB, Frauen- und Mädchenberatungsstellen, SOS Mitmensch und Volkshilfe.
Gegensteuern
"Wachsende Kosten in den zentralen Positionen Wohnen, Energie und Ernährung machen große Probleme, gesundheitliche Beeinträchtigungen und psychische Erkrankungen, schlechte und prekäre Jobs, Einsamkeit und Beschämung machen einer großen Zahl von Menschen zu schaffen", macht das Netzwerk Armutskonferenz auf aktuelle Herausforderungen aufmerksam. "Dauerhafte Armut ganz unten bei steigendem Reichtum ganz oben ist kein Naturgesetz. Es gibt genügend Instrumente und Möglichkeiten in der Budgetpolitik, der Schule, beim Wohnen, bei Energie und mit sozialen Dienstleistungen gegenzusteuern. Die Kürzungen in den Bundesländern und die beschämende Debatte zur Sozialhilfe in Österreich gehen in die falsche Richtung".
Schützt und stützt die Mitte
Sozialleistungen tragen entscheidend zum sozialen Ausgleich bei und wirken armutspräventiv. Sie reduzieren die Armutsgefährdung von 43% auf rund 15%. Am stärksten wirken Arbeitslosengeld, Notstandshilfe und Mindestsicherung sowie Wohnbeihilfe. Auch der soziale Wohnbau, Gesundheits- und Bildungsmaßnahmen haben eine kräftige – auch präventive - Wirkung gegen Armut. “Die Mitte ist dort weniger gefährdet, wo es ein starkes Netz sozialer Sicherheit gibt”, hält die Armutskonferenz fest. “Die untere Mitte hat kein Vermögen um Einschnitte wie Krankheit oder Arbeitslosigkeit einfach aufzufangen. Und wäre sie gezwungen Vermögen für Alter, Bildung, Krankheit oder Arbeitslosigkeit anzusparen, wäre ihr Lebensstandard und ihr Konsumniveau vernichtet. Die Mitte ist dort weniger gefährdet, wo es ein starkes Netz sozialer Sicherheit gibt. Das muss gerade in Krisen halten”.

