Kinderarmut, Situation Alleinerziehender, leistbares Wohnen, Arbeitslosigkeit und chronische Erkrankungen
Armutskonferenz zu neuen Daten: Große Sorgen Armutsbetroffener mit aktueller Budgetdebatte
(29.04.2025) „Insgesamt betrifft Einkommensarmut und Deprivation gleichzeitig 206.000 Menschen (2%) im Land (2023: 194.000)“, analysiert das Netzwerk Armutskonferenz die Daten der Statistik Austria. Sie sind von Einkommensarmut und von sozialer Ausgrenzung gleichzeitig betroffen, sie leiden an einem Mangel an Einkommen und einem Mangel an Möglichkeiten", so das österreichweite Netzwerk. Blickt man auf die Zahlen sozialer Deprivation, so ist diese mit 336.000 Personen (4%) gleichgeblieben (2023: 336.000), nach einem Anstieg (2022: 201.000, 2,3%),
„Effektive Hilfen braucht es bei Kinderarmut, Arbeitslosen, der Situation von Alleinerziehenden, leistbarem Wohnen und Menschen mit chronischen Erkrankungen“ fasst die Armutskonferenz die neuen Daten zusammen. Besonders von Armut und Ausgrenzung bedroht sind neben Kindern Alleinerzieherinnen, Arbeitslose und alleinstehende Frauen in der Pension. Mit großen Problemen sind Menschen mit chronischer Erkrankung konfrontiert. Und die hohen Wohnkosten bringen viele an den Rand. Die Belastung mit Wohnkosten ist seit 2022 von 1,2 Millionen (13%) auf mittlerweile 2,7 Millionen (31%) gestiegen, bei 567.000 (6%) machen die Wohnkosten weit über 40% des Haushaltseinkommens aus.
Starke Sozialstaaten reduzieren Abstiegsgefahr
Die Daten zeigen aber auch: Starke Sozialstaaten reduzieren Abstiegsgefahr und schützen die Mitte vor Armut. Sozialleistungen tragen entscheidend zum sozialen Ausgleich bei und wirken armutspräventiv. Sie reduzieren die Armutsgefährdung von 43% auf 14%. Am stärksten wirken Arbeitslosengeld, Notstands- und Mindestsicherung sowie die Wohnbeihilfe.
Was Sorgen macht...
In der aktuellen Debatte macht uns einiges große Sorgen:
- Aussetzen des variablen Drittels der kalten Progression. Der 60-Euro-Zuschuss für Alleinerziehende wird dadurch infrage gestellt
- Reduktion bzw. Streichung der Energieunterstützungen. Strompreisbremse ist ausgelaufen, der Klimabonus abgeschafft, die Energiepreise aber weiter ein Riesenproblem für Leute mit kleinem Einkommen
- Kürzungen der Sachausgaben in Ministerien- Betreffen keineswegs hauptsächlich Inserate - wie behauptet- sondern auch Maßnahmen für den sozialen Ausgleich in Schulen, gegen Wohnungsnot, Schuldenregulierung, Bewährungshilfe, Erwachsenenvertretung etc
- Sozialhilfereform und Kindergrundsicherung müssen gemeinsam konzipiert und aufeinander bezogen werden. Sonst haben wir nachher mehr Kinderarmut - nicht weniger. Sollen die erwerbsfähigen Familien noch weniger bekommen, indem sie auf die viel niedrigeren Familienzuschläge im Arbeitslosengeld (0,97 Euro am Tag) verwiesen werden? Wird zusätzlich noch die Familienbeihilfe für sie gestrichen? Sind das Mindestsätze oder Höchstsätze, die österreichweit für alle vereinheitlicht werden? Prinzipiell: Die Sozialhilfe kommt den ärmsten zwei Prozent der Bevölkerung zu Gute, macht aber nur 0,4 Prozent des Staatsbudgets aus. Mit der Sozialhilfe das Budget sanieren zu wollen, ist unsachlich und unseriös. Da sind die Maßstäbe in der öffentlichen Debatte völlig entgleist.
Jetzt das Richtige tun: Leistbares Wohnen, Energiesicherung, existenzsichernde Sozialleistungen, Gesundheit, Bildung
Die hohen Risken für bestimmte Gruppen und der Anstieg der sozialen Deprivation weisen aber gleichzeitig auf die Herausforderungen im österreichischen Sozialstaat hin: Handlungsbedarf gibt es bei leistbarem Wohnen, Sozialhilfe und Arbeitslosenleistungen, Therapielücken, Energiekosten und Bildung
Konjunktur, Arbeitslosigkeit, Schere zwischen Arm & Reich
Die Herausforderung jetzt ist, die Wirtschaft nicht abzuwürgen, sondern Impulse zu setzen, die Arbeitslosigkeit nicht zu erhöhen, sondern ihrem Anstieg entgegenzuwirken, die Schere zwischen Arm und Reich nicht zu vergrößern, sondern noch Investitionen für die schmerzhaften Lücken im Sozialstaat bereit zu stellen.
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Kurzüberblick aktuelle Armutszahlen