Hitzetote bei älteren Menschen, chronisch Kranken, verletzlichen Kindern – besonders in Vierteln mit geringem Einkommen
Soziale Kälte abwenden, globale Hitze verhindern: Sozialtarif bei Energie, mehr Wasser, Grünraum, öffentlicher Verkehr, guter Wohnbau
(01.07.25). Sommerliche Hitzeperioden sind ein Gesundheitsrisiko. In der Hitzewelle sterben Menschen, besonders gefährdet sind ältere und pflegebedürftige Personen, Kinder und Patienten mit Herz-Kreislaufproblemen – und da Haushalte in Vierteln mit geringem Einkommen“, warnt das Netzwerk Armutskonferenz. „Armut erzeugt ein doppelt so hohes Hitzetod-Risiko.“ Mehr als 47.000 Menschen sind 2023 in Europa an den Folgen hoher Temperaturen gestorben wie das Barcelona Institute for Global Health erhoben hat. Die Risken sind ungleich verteilt: Menschen, die von Armut betroffen sind, sterben in Österreich um mehr als 10 Jahre früher als der Rest der Bevölkerung. Dabei versterben die wenigsten Menschen direkt an einem Hitzschlag. Meist sind die hohen Temperaturen ein erschwerender Faktor, der insbesondere für besonders verletzliche Gruppen mit Vorerkrankungen gefährlich wird.
Hitze-Nachbarschaft
Bei den an Hitze Verstorbenen wissen wir, dass viele der Betroffenen einsam und isoliert waren, es niemand gab, der mal vorbeischaute und fragte, wie es geht. Hier könnten wir in Grätzl-Teams investieren. Um eine Nachbarschaft in Schwung zu bringen, braucht es Personen, die das anstoßen, koordinieren und am Laufen halten. Solche Grätzl-Teams müssen finanziert sein, damit die Community-Arbeit wirkt.
Sozialtarif bei Energie nach Haushaltseinkommen
Nach Auslaufen der Stromkostenbremse brauchen Menschen mit kleinem Einkommen in der Teuerung weiter Hilfe. “Ein Sozialtarif, der analog zur Gebührenbefreiung beim Rundfunk mit einer Einkommensgrenze funktioniert, würde ärmeren Haushalten helfen.Kriterium ist das Haushaltseinkommen, wer darunter liegt wird mit günstigerem Tarif entlastet”, fordert die Armutskonferenz die Umsetzung des Regierungsprogramms ein.
Städtische Hitzespots reduzieren
Besonders zu bekämpfen sind die städtischen Hitzespots“, regt die Armutskonferenz vorbeugende Maßnahmen an. In ländlichen Gebieten wirken Bäume und andere Pflanzen, aber auch Oberflächenwasser wie natürliche Klimaanlagen. Sie kühlen die Umgebung in erster Linie durch die Verdunstung von Wasser. In den städtischen Zentren verhindert die bebaute Fläche diese Hitzeregulierung. Regenwasser wird unterirdisch abgeleitet, der Beton und Asphalt macht Verdunstung unmöglich, heizt sich besonders gut auf und strahlt diese Hitze wieder ab. Auch die stark erhöhte Oberfläche durch die Gebäude und das Vermindern der Luftzirkulation tragen zur Hitze bei. Dazu kommen künstliche Wärmequellen wie Autos, Industrie oder Abwärme von Klimaanlagen. So kann es in Städten zu bis zu 12 Grad höheren Temperaturen als in der Umgebung kommen.
Wasser, Grünraum, Öffentlicher Verkehr, Wohnbau
Grünraum und Wasser in der Stadt verbessert das Klima im Grätzel, zeigt gesundheitlich positive Auswirkungen, bietet Bewegungsraum für Jung und Alt, begünstigt als Sozialraum das Gespräch und die Begegnung. Wichtige Schritte sind strategische Maßnahmen auf der Ebene von Flächenwidmungen, Raumplanung und Wohnbau. Die Anlage von Straßenbegleitgrün, grüne Wandelemente, Fassaden- und Dachbegrünung, Entsiegelung und Regenwassermanagement oder auch die Freilegung von verrohrten Gewässern. Weiters ist der Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel hilfreich Hitzespots zu verringern. Baulich sind Maßnahmen notwendig wie zum Beispiel Außenjalousien montieren, Wärmedämmungen anbringen, Fassaden- und Hofbegrünung, so das Netzwerk Armutskonferenz abschließend.
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SERVICE:
- Heat exposure and socio-economic vulnerability as synergistic factors in heat-wave-related mortality https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19642001/
- The impact of heat waves on daily mortality in districts in Madrid: The effect of sociodemographic factors https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0013935120308902
- Institute for Global Health, Barcelona https://www.isglobal.org/en/-/el-calor-causo-47.000-muertes-en-europa-en-2023