Hitze, Teuerung, Armut: Soziale Kälte abwenden, globale Hitze verhindern!

Für Energiegrundsicherung, Reduzierung von Hitzespots, Mieterhöhung von VPI entkoppeln, verbesserte Wohnbeihilfe mit funktionierender Sozialhilfe, unterjährige Valorisierung der Sozialleistungen.

(06.07.2023) „Soziale Kälte abwenden, globale Hitze verhindern“, fordern Sozialexpert:innen die Regierenden anlässlich der heutigen Buchneuerscheinung „Es brennt. Armut bekämpfen, Klima retten“ zum Handeln auf. Sommerliche Hitzeperioden sind ein Gesundheitsrisiko. In der Hitzewelle sterben Menschen, besonders gefährdet sind ältere und pflegebedürftige Personen, Kinder und Patienten mit Herz-Kreislaufproblemen – und da Haushalte in Vierteln mit geringem Einkommen. Letztes Jahr gab es 231 Hitzetote. Seit 2016 verzeichnete Österreich insgesamt 1600 Hitzetote . In den Jahren 2017 und 2018 sind sogar mehr Menschen durch Hitze als im Straßenverkehr gestorben.

Hitzetote: Klima schützen, Armut bekämpfen, Gesundheit fördern!

Zwei Grad Klimaerwärmung heißt 50 Prozent mehr Hitzetote in Europa. Die Risken sind ungleich verteilt: Menschen, die von Armut betroffen sind, sterben in Österreich um mehr als 10 Jahre früher als der Rest der Bevölkerung. Die Klimakrise trifft nicht alle gleich. Umweltfolgen belasten ärmere Haushalte wesentlich stärker und öfter. Während sie weniger zur Klimakrise beitragen, bekommen sie die Auswirkungen der Umweltbelastungen wie die Verknappung der natürlichen Ressourcen, Luftverschmutzung, Hitze, Überschwemmungen oder Dürre deutlicher zu spüren. Die Klimakrise verursachen auch nicht alle gleich. Die reichsten zehn Prozent der österreichischen Bevölkerung verursachen mehr als viermal so viel Treibhausgase wie die ärmsten zehn Prozent.

Teuerung bei Energie und Wohnen: Ärmere entlasten, Preise dämpfen!

Zischen 803.000 bis 968.000 Personen war es 2023 nicht möglich, sich ausreichend Strom oder die benötigte Energie für das Heizen des Wohnraumes zu leisten. 7% können sich nicht ausreichend elektrischen Strom für ihren Haushalt leisten. Zudem waren 5% der Bevölkerung nicht in der Lage, die benötigte Haushaltsenergie für Heizen, Warmwasser, Kochen, Kühlung, Licht oder Haushaltsgeräte zu finanzieren. Was wirklich fehlt: preisdämpfende Maßnahmen.

Energiegrundsicherung einführen

Eine „Energiegrundsicherung“ schlägt das Netzwerk Armutskonferenz angesichts der für viele einkommensschwachen Haushalte angespannten sozialen Situation vor. „Damit wird eine bestimmte Versorgung an Energie als Grundanspruch jedem Menschen zugesichert“, so die Armutskonferenz. „In diese Richtung könnten wir die jetzt von der Regierung eingeführte Stromkostenbremse weiterentwickeln“. Die sogenannte „Stromkostenbremse“ sichert Haushalten verbilligte Energiekontingente zu. Was bisher fehlt, sind die Haushaltsgröße und die Haushaltseinkommen, um daraus sowohl eine soziale wie auch ökologische Maßnahme zu machen. Eine Energiegrundsicherung muss neben Strom auch das Heizen miteinschließen. Die Ideen dazu sind in der Armutsforschung in den letzten zwanzig Jahren immer wieder diskutiert worden, erste Modelle wurden auf europäischer Ebene vorgeschlagen, auch Armutsnetzwerke in England und in Belgien thematisierten einen kostenfreien Energieanspruch. Eine Energiegrundsicherung stellt den Grundbedarf an Energie für alle Menschen sicher. Die Armutskonferenz fordert die Regierung auf, "verschiedene Modelle zu entwickeln und auf ihre Umsetzung zu prüfen."

Anstieg der Mieten jetzt bremsen. Mieterhöhungen von VPI entkoppeln

Die Mieterhöhungen vom Verbraucherpreisindex zu entkoppeln, der das Wohnen in einer sich selbst verstärkenden Preisspirale immer teurer macht, ist mehr als sinnvoll“, fordert das Netzwerk Armutskonferenz bei den zentralen Haushaltsausgaben „Wohnen“ und „Energie“ zu drehen.

Valorisierung der Sozialleistungen vorziehen

Weiters schlägt die Armutskonferenz vor, die Valorisierung der Sozialleistungen vorziehen. Die reguläre Valorisierung 2024 wird voraussichtlich um die 10 % liegen. Maßgeblich dafür ist die Inflation von August 2022 bis Jänner 2023. Eine vorgezogene, unterjährige Valorisierung bedeutet eine unmittelbare Entlastung von 5%. Diese Maßnahme ist rasch umsetzbar, nachhaltig und hilft denen, die es am meisten brauchen. Was noch immer fehlt: die Valorisierung des Arbeitslosengeldes

Verbesserte Wohnbeihilfe mit einer neuen Mindestsicherung statt der schlechten „Sozialhilfe“

Aus den Bundesländern, in denen schon länger die gekürzte Sozialhilfe gilt, ereilen uns Hilferufe von Betroffenen und Sozialberater:innen. Der Abzug der Wohnbeihilfe und die Kürzungen beim Lebensunterhalt führen zu massiven Problemen. Frauen, Männer und Kinder haben zu wenig zum Wohnen und zu wenig zum Leben. Um ihre Miete zu zahlen, müssen die Betroffenen das aufbrauchen, was eigentlich für den notwendigsten Lebensunterhalt vorgesehen wäre. Hungern für die Miete. Wer A sagt, muss auch B sagen. Wer Ärmeren helfen will, darf zur schlechten Sozialhilfe nicht schweigen. Insgesamt brauchen wir eine neue Mindestsicherung, die Existenz, Chancen und Teilhabe sichert.

Besonders von Einkommensarmut und materieller Deprivation betroffen sind Kinder, Alleinerzieherinnen und Arbeitslose Die Zahl der „Working Poor“ ist angestiegen. Mit großen Problemen sind Menschen mit chronischer Erkrankung konfrontiert. Alleinlebende Frauen in der Pension sind stärker gefährdet. Und die hohen Wohnkosten bringen viele an den Rand.

Neues Buch der Armutskonferenz: "Es brennt"

Das brandaktuelle Buch der Armutskonferenz "Es brennt. Armut bekämpfen, Klima retten" behandelt große sozial-ökologische Problemfelder des Klimawandels, diskutiert Dimensionen der sozial-ökologischen Transformation und thematisieren Lösungsansätze in den Bereichen Ernährung, Mobilität oder Wohnen. Klimaschutz kann nur dann erfolgreich sein und Akzeptanz finden, wenn er nicht sozial blind ist. Klimaschutz selbst muss Armut bekämpfen.


Weitere Informationen:

Unterlage zur Pressekonferenz am 6. Juli 2023: Hitze, Teuerung, Armut

Buch "Es brennt"