Armutskonferenz zu Statistik-Erhebung: Einkommensverluste besonders bei Arbeitslosen, Hilfsarbeitern, Alleinerziehenden und Kindern

Probleme: Wohnkosten, Teuerung, unerwartete Ausgaben, Einsamkeit. Maßnahmen: Therapieplätze, Mindestsicherung, Arbeitslosengeld, Ökobonus, Präventionsketten

(05.04.22). „Für jetzt von den hohen Wohnkosten Gefährdete, für jetzt von Sozialhilfekürzung Betroffene, für Kinder jetzt ohne Zukunftschancen, für die existenzbedrohende Situation Arbeitsloser, für alle, die sich jetzt Therapien nicht leisten können, braucht es wirksame und nachhaltige Maßnahmen“, nimmt das Netzwerk Armutskonferenz zur heute publizierten Studie der Statistik Austria (Download PDF) Stellung. „Jede dritte Person ist von Verringerung des Haushaltseinkommens betroffen, besonders Arbeitslose, Hilfsarbeiter, Alleinerziehende und Kinder“, zitiert die Armutskonferenz die aktuellen Daten der Statistik Austria.

Der Anteil der Menschen, die sich immer oder meistens einsam gefühlt hatten, war bei einem Einkommensverlust (15%) dreimal so hoch wie bei einem Anstieg des Haushaltseinkommens (5%). „Gerade die psychosozialen Verwerfungen sind massiv“, warnt das Netzwerk.

Für rund 13% oder 825.000 Menschen stellen die Wohnkosten Ende 2021 eine schwere finanzielle Belastung dar. Insgesamt etwa 12% rechneten sogar damit, in den folgenden drei Monaten ihre Wohnkosten nicht mehr bezahlen zu können. Bei 7% kam es bereits im 3. Quartal 2021 zu Zahlungsrückständen, so die Statistik Austria.

Was zu tun ist: Therapieplätze, Arbeitslosengeld, Ökobonus, Mindestsicherung, Präventionsketten

„Die Krise zeigt wie wichtig jetzt eine gute Mindestsicherung wäre, statt einer schlechten Sozialhilfe, die Menschen in Notsituationen nicht auffängt“, erinnert die Armutskonferenz an das zur Zeit nicht funktionierende untere soziale Netz. „Kassenfinanzierte leistbare Therapieplätze fehlen. Das Unterhaltsrecht muss reformiert werden. Präventionsketten gegen Kinderarmut warten auf ihre Umsetzung. Ein einkommensabhängiger Ökobonus würde die Belastungen der Teuerung bei Energie abfedern. Familienbeihilfe, Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe sind seit 20 Jahren nicht der Inflation angepasst worden. Eine „Sozialverträglichkeitsprüfung“ gesetzlicher Maßnahmen sollte genauso bedacht werden wie Modelle eines „Health Impact Assessment“, wie sie in Neuseeland praktiziert werden“, so das Netzwerk Armutskonferenz.

Dunkles Kapitel „Sozialhilfe“

Ein dunkles Kapitel zu Lasten Hilfesuchender muss jetzt wirklich rasch beendet werden: In Oberösterreich, Niederösterreich oder Salzburg können wir gerade beobachten, worin die neue Sozialhilfe gänzlich versagt: nämlich Menschen, die ohnehin wenig haben, krisenfest abzusichern: Geringere Richtsätze für Erwachsene und Kinder, Ausschluss aus der Krankenversicherung, Schikanen für Menschen mit Behinderungen, Anrechnung der Wohnbeihilfe oder Kürzungen bei Notwohnungen, so die Armutskonferenz abschließend.

Weitere Informationen: Sozialhilfestudie: Hilfe jetzt "langsamer" und "weniger effizient"