Armut: Herausforderungen bei Kinderarmut, Altersarmut, Arbeitslosigkeit und chronischen Erkrankungen

Vor der Krise ist nach der Krise: Starke Sozialstaaten reduzieren Abstiegsgefahr und schützen die Mitte vor Armut.

(28.05.2020) Zwei Erkenntnisse zieht die Armutskonferenz aus den aktuellen Daten der Statistik Austria, die sich noch auf die Lage vor der Krise 2019 beziehen: „Starke Sozialstaaten reduzieren Abstiegsgefahr und schützen die Mitte vor Armut. Und: Effektive Hilfen braucht es bei Kinderarmut, älteren Arbeitslosen, Altersarmut und chronischen Erkrankungen.“

Zum Ersten: Sozialleistungen tragen entscheidend zum sozialen Ausgleich bei und wirken armutspräventiv. Sie reduzieren die Armutsgefährdung von 45% auf 13%. Am stärksten wirken Arbeitslosengeld, Notstands- und Mindestsicherung sowie Wohnbeihilfe und Pflegegeld. Das sind gerade auch jene Leistungen wie die Mindestsicherung dabei, die in eine gekürzte Sozialhilfe umgewandelt werden soll. Und: Während die Lohneinkommen und die Vermögen auseinander gehen, blieben die Haushaltseinkommen in Österreich relativ stabil. Die soziale Schere geht auf, der Sozialstaat gleicht aus.

Freien Fall nach „ganz unten“ verhindern

Zum Zweiten: Besonders gefährdet sind Kinder, Frauen im Alter, Alleinerzieherinnen und Langzeitarbeitslose. Mit großen Problemen sind Menschen mit chronischer Erkrankung konfrontiert. Und die hohen Wohnkosten bringen viele an den Rand. 303.000 Personen aller Armuts- und Ausgrenzungsgefährdeten sind Kinder, in Ein-Eltern-Haushalten Lebende sind zu 46% armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, Familien mit mindestens drei Kindern zu 25%. Unter den Pensionsbeziehenden sind alleinlebende Frauen mit 29% ebenfalls überdurchschnittlich betroffen.

Stärken erhöhen, Schwächen korrigieren

In der Krise jetzt müssen wir die Stärken des Sozialstaats erhöhen und die Schwächen korrigieren. Mit Kürzungen in der Mindestsicherung wird die Situation verschlechtert: Das erhöht soziale Unsicherheit und vergrößert die Schere zwischen Arm und Reich in Österreich", analysiert die Armutskonferenz. Die sozialen Probleme werden größer werden. Und die schlechte Sozialhilfe kann sie nicht lösen. „Die Krise zeigt wie wichtig jetzt eine gute Mindestsicherung wäre, statt einer schlechten Sozialhilfe, die Menschen in Existenznöten und Notsituationen nicht trägt".

Weiters erwartet sich die Armutskonferenz von der Regierung eine rasche Umsetzung der im Regierungsprogramm vermerkten Punkte, die Armut potentiell bekämpfen. „Schöne Wort machen nicht satt“. Das gilt insbesondere für die Punkte: Sensibilisierungsstrategie im Umgang mit Minderheiten und Menschen am Rand / Frühe Hilfen österreichweit ausbauen und finanzieren / Therapien voll übernehmen / Ferienbetreuung / Unterhalt mit Familienbeihilfe verlängern / Kinder und Jugendhilfe länger als bis zum 18. Lebensjahr / Niederschwellige Familienberatungsangebote ausbauen / Chancenindex an Schulen / Soziale Grundrechte stärken und in die Verfassung.

Weitere Informationen zu den aktuellen Armutszahlen: www.statistik.at