Neue Armutszahlen: Existenz und Chancen sichern, nicht Leute weiter in den Abgrund treiben!

1.Starke Sozialstaaten reduzieren Abstiegsgefahr & schützen die Mitte vor Armut

2.Herausforderungen bei Kinderarmut, Frauen im Alter, älteren Arbeitslosen und chronischen Erkrankungen

(25.04.2019) Zwei Erkenntnisse zieht die Armutskonferenz aus den aktuellen Daten der Statistik Austria. „Starke Sozialstaaten reduzieren Abstiegsgefahr und schützen die Mitte vor Armut. Und: Effektive Hilfen braucht es bei Kinderarmut, älteren Arbeitslosen, Altersarmut und chronischen Erkrankungen.“

Zum Ersten: Sozialleistungen tragen entscheidend zum sozialen Ausgleich bei und wirken armutspräventiv. Sie reduzieren die Armutsgefährdung von 43% auf 14%. Am stärksten wirken Arbeitslosengeld, Notstands- und Mindestsicherung sowie Wohnbeihilfe und Pflegegeld. Das sind gerade auch jene Leistungen wie die Mindestsicherung dabei, die gekürzt werden sollen. Und: Während die Lohneinkommen und die Vermögen auseinander gehen, blieben die Haushaltseinkommen in Österreich relativ stabil. Die soziale Schere geht auf, der Sozialstaat gleicht aus.

Freien Fall nach „ganz unten“ verhindern

Zum Zweiten: Besonders gefährdet sind Kinder, Frauen im Alter, Alleinerzieherinnen und Langzeitarbeitslose. Mit großen Problemen sind Menschen mit chronischer Erkrankung konfrontiert. Und die hohen Wohnkosten bringen viele an den Rand. Ein Viertel (25% bzw. 372.000 Personen) aller Armuts- und Ausgrenzungsgefährdeten sind Kinder, in Ein-Eltern-Haushalten Lebende sind zu 44% armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, Familien mit mindestens drei Kindern zu 28%. Unter den Pensionsbeziehenden sind alleinlebende Frauen mit 29% ebenfalls überdurchschnittlich betroffen.

„Mit Kürzungen in der Mindestsicherung wird die Situation verschlechtert: Das erhöht soziale Unsicherheit und vergrößert die Schere zwischen Arm und Reich in Österreich", analysiert die Armutskonferenz. Das letzte soziale Netz der Mindestsicherung sollte eigentlich nur dann zur Anwendung kommen, wenn das vorgelagerte Netz versagt. Damit wird der Mittelschicht eine Statussicherheit gewährt und ein ökonomischer wie gesellschaftlicher Absturz verhindert. Kurz gesagt: Das hiesige Sozialstaatsmodell versuchte die Mittelschichten zu schützen und möglichst lange zu stützen. Wenn wir jetzt aber dieses vorgelagerte Netz der Notstandshilfe abschaffen, die Arbeitslosenversicherung und die damit verbundenen sozialen Rechte schwächen, gleichzeitig die Mindestsicherung weiter kürzen, dann passiert es, dass Menschen bis weit in die Mittelschicht hinein viel schneller nach „ganz unten“ fallen als früher.

Auf Kosten von älteren Arbeitslosen, Integration, Bildung und Kindern

„Ziel muss es doch sein Existenz und Chancen zu sichern“, betont die Armutskonferenz "nicht Leute weiter in den Abgrund zu treiben.“ All diese Vorhaben gehen „auf Kosten von älteren Arbeitslosen, Integration, Bildung und Kindern im unteren Einkommensdrittel“, analysiert die Armutskonferenz. „Niemand ist offiziell für Armut. Aber Armut wird so einfach in Kauf genommen. Es braucht Grundrechte statt Almosen, Chancen statt Abstieg, Achtung statt Beschämung, sozialen Ausgleich statt Spaltung!“

Weitere Informationen: www.statistik.at