UN-Tag gegen Armut: Schule, Wohnen und Hilfen im Alltag!

Armutskonferenz zeigt auf, was wirkt: Grundrechte statt Almosen, Chancen statt Abstieg, Achtung statt Beschämung, Ausgleich statt Spaltung.

(16.10.2018) „Es gibt genügend Instrumente und Möglichkeiten in der Schule, beim Wohnen und mit sozialen Dienstleistungen gegenzusteuern“, erinnert die Armutskonferenz, das österreichische Netzwerk aller sozialen Organisationen, Selbsthilfeinitiativen, Wissenschaft, Bildungseinrichtungen und Armutsbetroffener, an effektive Maßnahmen gegen Armut.

„Grundsätzlich helfen Einkommensarmen Investitionen in Dienstleistungen, die sie im Alltag unterstützen: von der Kinderbetreuung, der Frühförderung, Beratungsangebote für Menschen in sozialen Notlagen, oder auch Wohnangebote für Jugendliche, die es im Leben schwerer haben, Schuldenberatung bis hin zu Pflegehilfen. „Hier entstehen Win-win-Situationen zwischen Einkommen, Arbeitsplätzen, Frühförderung von Kindern und Pflegeentlastung Angehöriger“, analysiert Sozialexperte Martin Schenk von der Armutskonferenz. „Auch ein Bildungssystem, das den sozialen Aufstieg fördert und nicht sozial selektiert, wirkt. Auf die neuen sozialen Risken wie prekäre Jobs oder psychischen Erkrankungen muss angemessen sozialpolitisch reagiert werden. Und nicht zuletzt braucht es Wohnen, das man sich auch leisten kann", so die Armutskonferenz, deren Mitglieder über 500.000 Menschen im Jahr betreuen, begleiten und unterstützen. Auch im Gesundheitsbereich gibt es eine Reihe von Baustellen, so Schenk: „Die bessere Versorgung mit psychosozialen Notdiensten – gerade im ländlichen Bereich; leistbare Psychotherapie-Angebot und eine qualitative Verbesserung der Gutachtersituation.“

Verwaltungs- und Demokratiepaket für und mit Armutsbetroffenen

Bei Verwaltungsreform und Demokratiepaket dürfen diejenigen nicht vergessen werden, die eine gute Verwaltung und gleichen Zugang zum Recht - egal ob arm oder reich- am meisten brauchen. Ein bürgerfreundliches und grundrechtsorientiertes unteres soziales Netz verbessert den Zugang. Barrieren auf den Ämtern verlängern die Notsituation. Gerade bei AMS oder Sozialamt sind verbesserte Rechtschutzangebote dringend erforderlich. Sozialanwaltschaften analog zu den Patientenanwaltschaften können zum Beispiel Ombudstelle und Rechtschutz für Betroffene sein. Bürgerräte (wie in Vorarlberg erprobt) können Einblicke und Lösungen erbringen, an die vorher nicht gedacht wurde. Sie beteiligen Bürgerinnen & Bürger aller Schichten, Einkommen und Herkunft an entscheidenden Fragen des Gemeinwesens. Die Unterstützung von Selbstorganisation und der Bildung von Selbsthilfegruppen ist hier zentrale Voraussetzung für Partizipation und Mitbestimmung.“

Grundrechte statt Almosen, Chancen statt Abstieg, Achtung statt Beschämung, Ausgleich statt Spaltung!

„Wenn nun Hilfen für ältere Arbeitnehmer, die Existenzsicherung in der Mindestsicherung für Kinder wie Familien und die Notstandshilfe gestrichen wird, wenn das Ganztagsschulangebot in Volksschulen gestoppt und die Familienberatungsstellen gekürzt werden, dann wird das die Armut nicht senken. Ziel muss es doch sein Existenz und Chancen zu sichern“, betont die Armutskonferenz "nicht Leute weiter in den Abgrund zu treiben.“ All diese Vorhaben gehen „auf Kosten von älteren Langzeitarbeitslosen, Integration, Bildung und Kindern im unteren Einkommensviertel“
Niemand ist offiziell für Armut. Aber Armut wird so einfach in Kauf genommen. Es braucht Grundrechte statt Almosen, Chancen statt Abstieg, Achtung statt Beschämung, sozialen Ausgleich statt Spaltung!“, so die Armutskonferenz abschließend.