Existenz und Chancen zu sichern, nicht Leute weiter in den Abgrund treiben!

Starke Sozialstaaten reduzieren Abstiegsgefahr und schützen die Mitte vor Armut. Herausforderungen bei Kinderarmut, älteren Arbeitslosen und chronischen Erkrankungen.

(26.04.2018) Zwei Erkenntnisse zieht die Armutskonferenz aus den aktuellen Daten der Statistik Austria zu Armut. „Starke Sozialstaaten reduzieren Abstiegsgefahr und schützen die Mitte vor Armut. Und: Effektive Hilfen braucht es bei Kinderarmut, älteren Arbeitslosen und chronischen Erkrankungen.“ Sozialleistungen tragen entscheidend zum sozialen Ausgleich bei und wirken armutspräventiv. Sie reduzieren die Armutsgefährdung von 44% auf 14%. Am stärksten wirken Arbeitslosengeld, Notstands- und Mjndestsicherung sowie Wohnbeihilfe und Pflegegeld. Während die Lohneinkommen und die Vermögen auseinander gehen, blieben die Haushaltseinkommen in Österreich relativ stabil. Die soziale Schere geht auf, der Sozialstaat gleicht aus.

Die untere Mittelschicht lebt nämlich solange in relativem Wohlstand mit Mietwohnung, Auto, Urlaub, Hobbies und Zukunftschancen für die Kinder, solange Systeme des sozialen Ausgleichs existieren. Ihre Lebensqualität wird durch den Sozialstaat möglich gemacht. Pensionsversicherung, Kranken- und Arbeitslosenversicherung, geförderte Mietwohnungen und öffentliche Schulen sichern den Lebensstandard und verhindern gerade in unsicheren Zeiten ein Abrutschen nach unten. Die untere Mitte hat kein Vermögen um Einschnitte wie Krankheit oder Arbeitslosigkeit einfach aufzufangen. Und wäre sie gezwungen Vermögen für Alter, Bildung, Krankheit oder Arbeitslosigkeit anzusparen, wäre ihr Lebensstandard und ihr Konsumniveau vernichtet. Die Mitte ist dort weniger gefährdet, wo es ein starkes Netz sozialer Sicherheit gibt.

Grundechte statt Almosen, Chancen statt Abstieg, Ausgleich statt Spaltung

Es ist die Zahl der Menschen gestiegen, die sich Dinge nicht leisten können, die in Österreich selbstverständlich sind: von 257.000 auf 323.000 Betroffenen. Besonders stark steigt die Kinderarmut: von 275.000 auf 324.000 (Kinder bis 15 Jahre) und die Armut Langzeitarbeitsloser. Mit großen Problemen sind Menschen mit chronischer Erkrankung konfrontiert. Und die hohen Wohnkosten bringen viele an den Rand. „Wenn nun Hilfen wie die Aktion 20.000 für ältere Arbeitnehmer, die Existenzsicherung in der Mindestsicherung für Kinder wie Familien und die Notstandshilfe gestrichen wird, wenn das Ganztagsschulangebot in Volksschulen gestoppt und die Kinderbetreuungsgelder eingefroren werden, dann wird das die Armut erhöhen“.

„Ziel muss es doch sein Existenz und Chancen zu sichern“, betont die Armutskonferenz "nicht Leute weiter in den Abgrund zu treiben.“ All diese Vorhaben gehen „auf Kosten von älteren Langzeitarbeitslosen, Integration, Bildung und Kindern im unteren Einkommensviertel“, analysiert die Armutskonferenz. „Niemand ist offiziell für Armut. Aber Armut wird so einfach in Kauf genommen. Es braucht Grundrechte statt Almosen, Chancen statt Abstieg, Achtung statt Beschämung, sozialen Ausgleich statt Spaltung!“