Foren

Dienstag, 24. Mai 2022, 15:00-17:30

Forum 1

Hitzige Debatte Mobilitätswende

Schlaglöcher und Kehrtwendung auf dem Weg in die klimasoziale Mobilität

• Daniela BRODESSER, Aktivistin, Projekt (ar)-MUT
• Egon GARTNER, Bewohnerservice Salzburg
• Lina MOSSHAMMER, Bereichsleitung, VCÖ - Mobilität mit Zukunft
Moderation: Alexander BRENNER-SKAZEDONIG, Kärntner Armutsnetzwerk

Der Verkehrssektor, insbesondere der PKW-Verkehr, gehört zu den Hauptverursachern von Treibhausgasen und ist somit maßgeblich für den Klimawandel verantwortlich. Eine Reduktion des Schadstoffausstoßes konnte bisher nicht erreicht werden – Verkehr ist das Sorgenkind, wenn es um CO2-Reduktion geht. Unser derzeitiges Verkehrsverständnis kommt uns allen teuer, aber nur wenigen zugute. Bei einer Mobilitätswende muss es nicht nur um die Reduktion des Verkehrs gehen, sondern vor allem auch darum, dass alle Menschen einen Zugang zu Mobilität haben. Im Forum zeigen wir, wie nicht-nachhaltiger Verkehr und sozialer Ausschluss zusammenhängen. Anschließend werden wir über Rahmenbedingungen und Möglichkeiten eines klimasozialen Verkehrssystems diskutieren. Expert*innen stellen Best-Practice-Beispiele einer sozial inklusiven Mobilitätswende vor und sprechen über die Fallstricke bei der Umsetzung.


Forum 2

Brennen für Ernährungssouveränität

Gemeinsam für das Recht auf gute Nahrung, gerechte Produktionsbedingungen und Erhalt ökologischer Ressourcen kämpfen

• Franziskus FORSTER, ÖBV-Via Campesina Austria
• Anna HAGENAUER & David JELINEK, Mila Wien
• Elisa KLEIN-DIAZ, FIAN Österreich
• Nina STARZER, Wiener Tafel
• Beatrice STUDE, Stadtplanerin & Aktivistin
• Monik VOLK, Plattform Sichtbar Werden
Moderation: Michaela MOSER, FH St. Pölten

Was wir essen, beeinflusst Gesundheit und Wohlbefinden genauso wie Umwelt und Klima. Wie wir uns ernähren können, hängt stark von sozialen und ökonomischen Faktoren ab. Ausgaben für Ernährung zählen zu den Hauptposten im Haushaltsbudget von Menschen, die unter der Armutsgrenze leben.
Ernährungssouveränität ist ein Konzept zur Demokratisierung von Lebensmittelproduktion, das das Recht aller Einzelnen auf gute Nahrung genauso betont wie die Stärkung lokaler Märkte und gerechter Preise für Produzent*innen sowie den Erhalt ökologischer Ressourcen. Gemeinsam mit Agrarökologie gilt es als wirksamer Lösungsansatz in der Klimakrise.
Im Forum werden unterschiedliche Initiativen und Perspektiven vorgestellt, von der Solidarischen Landwirtschaft über Tafeln bis hin zum kollektiven Supermarkt. Gemeinsam werden wir diskutieren und erarbeiten, wie gute Ernährung ohne Ausbeutung von Mensch und Natur möglich sein kann und wie Initiativen für Ernähungssouveränität weiter entwickelt, neu gedacht und miteinander gelebt werden können.


Forum 3

Heiße Kartoffel klimaverträglicher Konsum

Wie leistbar ist es, klimaverträglich zu konsumieren? Und warum polarisiert das Thema Fleisch?

• Gitta BARUFKE, Beratungsstelle Bremen Aktionsgemeinschaft Arbeitsloser Bürger*innen
• Johanna BÜRGER & Nina TRÖGER, AK Wien
• Christine SALLINGER, Arbeitsgruppe Frauen & Armut
• Ilja STEFFELBAUER, Historiker, Donau Universität Krems
Moderation: Marie CHAHROUR, Volkshilfe Österreich

Regional sollte es sein. Ohne Palmöl. Langlebig. Biologisch. Saisonal. Gering im Energieverbrauch. Nachhaltig sowieso. Am besten mit einem Siegel versehen, einem validen. Nicht zu vergessen die Lieferketten und Produktionsbedingungen. Um kein Teil der Klimakatastrophe zu sein, diese nicht zu befeuern, bedarf es eines sehr differenzierten und reflektierten Blicks auf das eigene Konsumverhalten. Es scheint im Falle des Konsums die Verantwortung des Individuums zu sein, den Klimawandel zu stoppen. Ob sich alle einen klimaverträglichen Konsum leisten können, gerät in der Diskussion in den Hintergrund und die Frage drängt sich auf: Wie exklusiv ist nachhaltiger klimaverträglicher Konsum? Für eine umfassende Einstimmung in die Diskussion thematisiert das Forum praxisnahe Einblicke aus einer Beratungsstelle für arbeitslose Bürger*innen, Auszüge aus einer Forschungsarbeit, die Antworten darauf gibt, weshalb Fleischkonsum heutzutage so immens polarisiert, und aktuelle Ergebnisse aus dem österreichischen Konsummonitor in Verbindung mit soziodemografischen Daten.


Forum 4

Feuer am Dach

(Un)leistbares Wohnen und steigende Energiepreise – Wie passen Ökologisierung des Wohnbaus, Right to Energy (Recht auf Energie) und Armutsbetroffenheit zusammen?

• Wolfgang AMANN, Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen
• Roland KULKE, transform! europe representative in Brussels
• Christiane MARINGER, Energieexpertin
• Johannes SEIDL, Straßenzeitung Kupfermucken
Moderation: Margit APPEL, Politologin

Die Mieten steigen, die Einkommen stagnieren. Ist Wohnen eine Ware wie jede andere? Bauen wir zu teuer? Wer wird die Ökologisierung des Wohnbaus bezahlen? Auch die Energiekosten schießen in nie dagewesene Höhen; Menschen müssen entscheiden, ob sie heizen oder essen – beides zusammen können sie sich nicht leisten. Wie kann man diesen Entwicklungen gegensteuern? Mit einer Energiegrundsicherung oder einem Grundrecht auf Energie(-versorgung)?
In diesem Forum werden Expert*innen zu diesen Fragen Stellung nehmen sowie Modelle und Handlungsoptionen vorstellen. Ziel des Forums ist es, Perspektiven zu öffnen, wie in den anstehenden Prozessen der Dekarbonisierung unseres Wohnbaus und unserer Energieversorgung Armutsbetroffene nicht nur mitgedacht, sondern aktiv eingebunden werden können.


Forum 5

Wer brennt‘s?

Ökobonus, Verteilung und sozialer Ausgleich

• Vanessa LECHINGER & Eva SIX, Forschungsinstitut Economics of Inequality, WU Wien
• Wolfgang SCHMIDT, AMSEL Graz
• Rafael WILDAUER, University of Greenwich, London
Moderation: Miriam ZILLNER, NEUSTART

Die Klimakrise trifft Arme ärger als Reiche, gleichzeitig aber verursachen die Reichsten im Land die meisten Treibhausgase. Aufgrund dieser beiden Tatsachen wird deutlich, dass Klimaschutz nur dann erfolgreich sein wird, wenn er das untere Einkommensdrittel entlastet. Ein sozial gestaffelter Ökobonus muss im Rahmen einer ökosozialen Steuerreform die Haushalte möglichst unbürokratisch, österreichweit einheitlich und barrierefrei erreichen. Die Belastung einkommensschwächerer Haushalte muss durch einen einkommensabhängigen Ökobonus ausgeglichen werden.
Wer brennt`s? Die Finanzierung des Ökobonus ist zurzeit ausschließlich über die CO2 Besteuerung angedacht, eine Einnahmequelle, die ärmere Haushalte anteilsmäßig viel stärker belastet als reiche Haushalte. In diesem Forum werden unterschiedliche Varianten des Ökobonus im Hinblick auf die Verteilungswirkung analysiert und erörtert, welche Einnahmequellen (insbesondere Vermögen) es außer einer CO2-Steuer bräuchte.


Forum 6

Einbrennen

Wie Umweltbelastungen sich in die Körper einbrennen und unter
die Haut gehen: Gesundheit und soziale Ungleichheit

• Willi HAAS, Institut für Soziale Ökologie, BOKU
• Ilonka HORVATH, Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit GÖG
• Gertrude SAXINGER, Universität Wien, Forschungsprojekt “Solidarität in Zeiten der Pandemie“
• Wolfgang SÜSS, arbeitslos.selbstermächtigt Linz
Moderation: Daniela KERN-STOIBER, bOJA

Feuchtigkeit und Schimmel gehören bei immerhin einem Zehntel der Bevölkerung in Österreich zum Wohnungsalltag und genauso viele klagen über Luftverschmutzung in ihrer Wohnumgebung. Einkommensschwächere leben oft an den Hauptstraßen des motorisierten Verkehrs mit mehr Lärm und mehr Schadstoffbelastung. Was auf Dauer messbare Unterschiede in der gesundheitlichen Verfassung der betroffenen Bewohner*innen bewirkt. Die Klimakrise trifft auch nicht alle gleich. Seit 2013 gab es pro Jahr durchschnittlich 500 Hitzetote – besonders bei älteren Menschen und in Vierteln mit geringem Einkommen. In der Corona Krise kommen bei Ärmeren überbelegte Wohnungen, niedrige Einkommen und schlechte Jobs zusammen. Unter Schlafstörungen leiden zurzeit Arbeitslose, Jugendliche in beengten Wohnungen und Menschen mit geringem Einkommen am stärksten (Austrian Corona Panel). All diese Aspekte werden in diesem Forum diskutiert.


Forum 7

Wie ein Phönix aus der Asche?

(Lohn)Arbeit im Zeichen der Transformation

• Katharina BOHNENBERGER, Sozialökologische Ökonomin, Universität Duisburg-Essen
• Beate LITTIG, Soziologin, Universität Wien/ Institut für Höhere Studien
• Johannes MAYERBRUGGER, Plattform Sichtbar Werden
• Michael SODER, Sozioökonom, AK Wien
Moderation: Sabine REHBICHLER, arbeit plus

Die Klimakrise hat bereits begonnen, immer mehr Einfluss auf unsere heutige (Lohn)Arbeitswelt zu nehmen. Sei es durch den geplanten Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, durch den Umstieg auf elektrisch betriebene Fahrzeuge im Verkehrsbereich oder durch den Einbau von Heizungsanalgen betrieben mit erneuerbaren Energieträgern in unseren Wohnungen. Die Chancen stehen dabei gut, auch den Begriff „Arbeit“ neu zu diskutieren und wegzuführen von einer momentan männlich geprägten Norm der Vollzeiterwerbstätigkeit. Doch warum ist das überhaupt notwendig? Wieso braucht es einen breiteren und inklusiveren Arbeitsbegriff und was würde dieser für Armutsbetroffene bedeuten?
In diesem Forum diskutieren wir, welchen Einfluss die Klimakrise auf die Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts hat und welche Veränderungschancen damit einhergehen. Wie kann ein geschlechtergerechterer Arbeitsbegriff, der auch unbezahlte Care-Arbeit gleichwertig enthält, definiert werden? Welche strukturellen Veränderungen sind bereits passiert? Was fehlt (noch), um ökologische und sozial nachhaltige Beschäftigung, die mehr als nur Lohn-/Erwerbsarbeit ist, für alle Bevölkerungsgruppen zu ermöglichen?


Forum 8

Feuerball: Den globalen Flächenbrand bekämpfen

Globale Dimensionen der Klimakrise und die Zusammenhänge zwischen Wirtschaftspolitik und klima-bedingter Migration

• Judith KOHLENBERGER, Kulturwissenschaftlerin, Wirtschaftsuniversität Wien
• Anna SCHIFF, Plattform Sichtbar Werden
• Isabella SZUKITS, Klimagerechtigkeits-Referentin, Südwind
Moderation: Gerlinde AFFENZELLER, SOS Mitmensch

Überschwemmungen mitten in Europa, immer heftigere Wirbelstürme in Amerika, 48 Grad im Norden Afrikas, Dürrekatastrophen, steigender Meeresspiegel, schmelzende Gletscher und Pole, brennende Regenwälder, Monokulturen, brutale Verbauung von fruchtbarem Boden, ... Immer mehr Menschen sehen sich gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, sei es, weil ihnen die Klimakrise ihre Lebensgrundlage entzieht oder Konflikte um rarer werdende Ressourcen befeuert.
Wir wollen genauer hinsehen auf die ökonomischen Hintergründe und Ursachen (Stichwort Rohstoffausbeutung), auf die Auswirkungen (Klimakonflikte, Urbanisierung und transnationale Migration) und auf mögliche Lösungen, z.B. Lieferkettengesetze. Welche politischen Maßnahmen können ergriffen werden, um gegenzusteuern und wie können diese durchgesetzt werden?


Forum 9

Die Zeit brennt!

Bündnisse zwischen Klimaschutzbewegungen und Bewegungen zur Armutsbekämpfung sind gefragt

• Ulrich BRAND, Politikwissenschaftler, Universität Wien
• Ruth FARTACEK, System Change not Climate Change
• Dani MÜLLER, Exit Sozial Linz
• Lena SCHILLING, Fridays for Future
Moderation: Carmen BAYER, Salzburger Armutskonferenz

Es gibt keinen Planet B und politische Institutionen sind träge. Deshalb gehen immer mehr (junge) Menschen auf die Straße, um „Druck von unten“ aufzubauen. Sie fordern die Einhaltung von Klima- und Nachhaltigkeitszielen ein – es muss sich dringend etwas ändern. Etwas ändern muss sich auch in der Armutsbekämpfung, denn die globale Ungleichheit nimmt zu. Auch in Österreich besitzt das reichste Prozent 40 % aller Vermögenswerte.
Wie gelingt es, ökologische Fragen mit solchen nach der Beseitigung von sozialen Ungerechtigkeiten sowie lokaler und globaler Armut zu verbinden? Im Forum werden die Potentiale von Umweltbewegungen für die Armutsbekämpfung aufgezeigt, etwaige blinde Flecken diskutiert sowie Synergien mit den Anliegen von Organisationen/Initiativen im Sozialbereich, die sich der Armutsbekämpfung verschrieben haben, ausgelotet.


Forum 10

Zündende Ideen für transformative Bildung

Wie wir lernen können, ein anderes Leben zu denken und zu gestalten

• Nadja LOBNER, Projekt Gabriels Garten
• Franz RAUCH, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
• Janina TAIGEL, Freie Universität Berlin, Projekt Transformatives Lernen durch Engagement
Moderation: Alban KNECHT, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

Der Klimawandel fordert einen veränderten, verantwortungsvolleren Umgang mit der Welt. Transformative Bildung ermöglicht dafür – durch einen Alltagsbezug zu nachhaltigem Handeln und durch ein politisches Verständnis globaler Zusammenhänge – neue Lernerfahrungen.
In der Diskussion über neue Wege des Lernens werden die Wechselwirkungen zwischen ökologischen und sozial-ökonomischen Aspekten erst seit kurzem stärker bedacht, obwohl die Ziele für nachhaltige Entwicklung der UNO soziale Aspekte wie die Bekämpfung von Armut und Reduktion sozialer Ungleichheit umfassen.
Ist Umverteilung Voraussetzung für eine gutes Leben aller? Dienen emanzipatorische und partizipative Prozesse der Verknüpfung ökologischer und sozialer Ziele? Der Workshop widmet sich der Bedeutung von Armut in transformativer Bildung anhand unterschiedlicher Projekte als Beispiele für das Lernen für eine bessere Zukunft.


Forum 11

Das richtige Eisen im Feuer?

Über die Kosten der Transformation und Green Social Work: Wie Nachhaltigkeit im sozialen Sektor gelingen kann

• Anja EBERHARTER, Sozioökonomin, Diakonie Österreich
• Henriette GSCHWENDTNER, Exit Sozial Linz
• Yannick LIEDHOLZ, Buchautor & Dozent, Alice Salomon Hochschule Berlin
• Matthias NEITSCH, RepaNet - Re-Use und Reparatur-Netzwerk Österreich
Moderation: Markus NEUHERZ, Lebenshilfe Österreich

Soziale Einrichtungen und Träger sind vom Klimawandel in vielfältiger Weise betroffen und stehen damit vor neuen Herausforderungen – als soziale Unternehmen, die durch Umweltbedrohungen selbst gefordert sind und ökologischer wirtschaften müssen, als Fürsprecher*innen von auf neue Weise von sozial-ökologischen Problemen Betroffenen und Vermittler*innen einer neuen „Sozialpädagogik der Nachhaltigkeit“ oder als Organisationen, die neue gesellschaftliche Aufgaben im Bereich von Klimawandel und Ökologie, z.B. in der Kreislaufwirtschaft und der Katastrophenhilfe, übernehmen. Im Forum wird diskutiert, welche neuen Wege der soziale Sektor nehmen kann, um gleichzeitig kontinuierlich und transformativ für mehr soziale und ökologische Gerechtigkeit einzutreten – damit Green Social Work kein Schlagwort bleibt.