Schule: Vererbbarkeit von Armut durchbrechen

Mehr Chancengleichheit im Bildungssystem durch indexbasierte Finanzierung von Schulen

Johann Bacher (Professor an der Kepler Universität Linz) tritt für eine Indexbasierte Finanzierung von Schulen ein und verweist auf positive Erfahrungen in den Niederlanden und der Schweiz.

(März 2013) Österreich schneidet in der sozialen Mobilität „nach oben“ im europäischen Vergleich nur durchschnittlich ab. Das Haushaltseinkommen bestimmt in Österreich maßgeblich den Bildungsweg der Kinder, die soziale Herkunft somit den weiteren Lebensweg.

Es ist nicht ein Faktor, der zu schlechten Schulleistungen führt. Es ist auch nicht ein Faktor, der Kinder aus ökonomisch benachteiligten Familien geringe Aufstiegschancen beschert. Es ist die Kombination aus einem Bündel von Kriterien: Eine überbelegte Wohnung fällt zusammen mit einer Halbtagsschulordnung. Wenig Einkommen trifft auf ein einkalkuliertes Nachhilfesystem. Keine Unterstützung zu Hause kommt mit eigener Erschöpfung und Unkonzentriertheit zusammen. "Es gibt Möglichkeiten diesen Zirkel zu durchbrechen", betont Sozialexperte Martin Schenk. Dazu bedarf es allerdings zahlreicher Änderungen im Bildungssystem.

Indexbasierte Finanzierung von Schulen

Bildungsexperte Johann Bacher (Professor an der Kepler Universität Linz) tritt für eine Indexbasierte Finanzierung von Schulen ein. Indexbasierte Mittelverteilung bedeutet Schulen in sozial benachteiligten Regionen besonders gut auszustatten damit sie keinen Schüler / keine Schülerin zurücklassen und für alle Einkommensschichten attraktiv bleiben. Dieses Finanzierungssystem wird bereits erfolgreich in den Niederlanden und Teilen der Schweiz praktiziert.

Individuelle Förderung von Kindern in heterogenen Gruppen

Die Förderung von Spitzenleistungen muss nicht auf Kosten der Förderung von schwachen SchülerInnen gehen. Vielmehr können Schulsysteme ihre Besten für Spitzenleistungen qualifizieren, gleichzeitig aber dafür sorgen, dass der Abstand der schwächsten Schüler zu den besten gering ist. Das zeigt, dass Schulsysteme, die Risikogruppen möglichst klein halten, allen Kindern bessere Möglichkeiten bieten. Die Förderung von Kindern, die aus einkommensarmen Haushalten kommen, geht somit ganz und gar nicht auf Kosten der Entwicklung von Talenten und Fähigkeiten aller Kinder oder besonders begabter Kinder. In den Ländern, in denen die Aufstiegschancen für Kinder unabhängig von ihrer Herkunft besser gewährleistet werden, wird vor allem die starke individuelle Förderung von Kindern in relativ heterogenen Gruppen praktiziert. Gemischte Gruppen unter einem Dach mit einer Lernumgebung, die unterschiedliche Geschwindigkeiten zulässt und individuell Neugier und Konzentration anregt.

Texte zum Hintergrund:

Schenk (2013): Schulen - Vererbbarkeit von Armut (pdf)

Bacher (2013): Indexbasierte Mittelverteilung (pdf)

Bacher, u.a. (2010): Ausgleich schulischer Rahmenbedingungen (pdf)

Link:

Statistik Austria: Bildung in Zahlen 2011-2012 (pdf)