Aus der KulturPASSage – MacBeth

Vorstellung im Theater an der Gumpendorferstraße (TAG)

Plass schrieb auch den Text ins Heute, ohne Shakespeare Gewalt anzutun. Das Stück spielt in Schottland. Macbeth siegt in einer wichtigen Schlacht, er wird zum Helden, gefeiert wie ein Popstar. Drei Hexen flüstern ihm die Zukunft und sein Schicksal zu. Er glaubt, dass er der Nachfolger von dem alten König Duncan wird. Doch der König krönt seinen Sohn Malcolm. Enttäuscht kommt Macbeth nach Hause, jetzt beginnen die Gewalt, die Intrigen und das Morden. Lady Macbeth, eine starke Frau, hat ihre Finger mit im Spiel, sie redet solange auf ihn ein, bis er den alten König ermordet. Malcolm flieht nach England und Macbeth wird gekrönt. Er gibt drei gedungenen Mördern den Auftrag, seinen Freund und Diener zu ermorden. Von da an geht es bergab mit Macbeth, seine geliebte Frau stirbt im Wahnsinn und auch er hat Halluzinationen, die ihm die Hexen einreden. Bis die Engländer, mit Malcolm als Führer, ihn köpfen lassen.

Das Ensemble war großartig, mit nur sechs Spieler_innen. Alle hatten, bis auf Macbeth, zwischen vier und acht Rollen, noch dazu mussten sie sich in Windeseile umziehen – eine Glanzleistung. Die Lustigsten waren die drei Hexen, zwei Schwule und eine Frau, die sich nur stritten. Auch die drei Mörder waren zum Schießen, mit ihrem tirolerischen Dialekt.

Die Rolle des Macbeth, hervorragend Julian Loidl, ist ihm auf den Leib geschrieben. Er ist teils gewalttätig, dann wieder verzweifelt, er ist leidenschaftlich und läuft wie ein Irrer über die Bühne, und er ist an manchen Stellen fast seiner Frau hörig. Lady Macbeth, gespielt von Elisa Seydel, glaubt man, dass sie eine moderne Frau ist, die sehr stark ist und weiß, was sie will, auch als Wahnsinnige war sie einmalig, auch die drei anderen Figuren spielte sie bravourös. Die anderen vier – Jens Claßen, Raphael Nicholas, Lisa Schrammel und Georg Schubert – waren auch einsame Spitze.

Das Stück dauerte fast zweieinhalb Stunde ohne Pause. Aber das merkte man überhaupt nicht, ich war erstaunt als ich auf die Uhr sah, wie schnell die Zeit vergingen war. Die Aufführung war so spannend, auch teilweise lustig und vor allem war der Text sehr ausdrucksstark. Das Publikum war begeistert, wie man am zehnminütigen Applaus hören konnte. Auch ich war hin und weg, ich glaube, dass es von «Macbeth» sehr viele Vorstellungen geben wird.

Als ich nach Hause fuhr, dachte ich mir, eigentlich war Shakespeare irgendwie ein Prophet, denn Schottland will ja jetzt auch eigenständig sein und von Großbritannien weg. Auch in Spanien, Italien und anderen Staaten gibt es Gruppen, die sich separieren wollen von ihrem Land. Nur, dass man heutzutage nicht mit Waffen kämpft, sondern mit Demos und Bürgerbefragungen.

Ich bin sehr froh, dass ich mir dieses Theaterstück angesehen habe und empfehle allen unter unserer Leserschaft: Geht ins TAG, es zahlt sich wirklich aus!

Bis 9. Juni 2018 im Theater an der Gumpendorferstraße: www.dastag.at

Von Traude Lehner (Kulturpassbesitzerin Straßenzeitung Augustin)

Erschienen in der KulturPASSage Augustin. Ausgabe 453/2018. dichter innenteil.

Veröffentlicht am 10.3.2018