Ausgezeichnete Beiträge: Journalismuspreis von unten 2022 vergeben

Ausgezeichnet: Martina Madner, Köksal Baltaci, Isabelle Engels, Jakob Horvat, Sophie-Kristin Hausberger und Helga Lazar, Laurin Lorenz und Christopher Lettner, Brigitte Theißl

(20.12.2022) Gestern wurde in Wien zum dreizehnten Mal in einer festlichen Veranstaltung im Presseclub Concordia der Journalismuspreis "von unten" vergeben. Bewertet und ausgewählt wurden die Beiträge von einer Jury bestehend aus Menschen mit Armutserfahrungen. Die Armutskonferenz schreibt seit 2010 den Preis aus, der tiefgründige und respektvolle Armutsberichterstattung prämiert. Alle Ausgezeichneten betonten, den Preis als besondere Ehre zu empfinden, kommt er doch von Menschen, die genau wissen, was Sache ist.

Der Hauptpreis in der Kategorie Print ging an Martina Madner für ihren Artikel „Der ‚Missbrauch eines Narzissten‘ führte in die Armut" in der Wiener Zeitung. Die Jury würdigte, dass Martina Madner in ihrem Artikel „auf sensible Weise die Lebensrealität einer gewaltbetroffenen Frau schildert und diese mit vielen Hintergrundinformationen unterfüttert und damit auch Wege aufzeigt, wie sich Frauen ermächtigen können.“

Köksal Baltaci erhielt den zweiten Preis für seinen Artikel in der Presse am Sonntag „Pandemie und Teuerung: Der plötzliche Fall aus der Mitte". Der Autor macht deutlich, dass infolge der Pandemie "immer mehr Menschen mit Existenzsorgen kämpfen, die davor nie damit gerechnet hätten."

In der Kategorie Radio wurde Isabelle Engels für ihre Sendung „Pflegeverantwortung ein Leben lang" im Ö1 Journal Panorama ausgezeichnet. "Der Beitrag beleuchtet eindringlich die prekären Arbeitsbedingungen und die Belastungen für pflegende Angehörige – zum Großteil Frauen – aber auch die triste Situation von Menschen mit Behinderung“, so die Bewertung der Jury. Das Journal Panorama wird am Dienstag, den 27.12. um 18.25 auf Ö1 wiederholt.

Den Hauptpreis in der Kategorie Fernsehen erhielt Jakob Horvat für seine Reportage "Arme alte Frauen" (DMG Filmproduktion / Puls4). Der Jury gefiel besonders, dass „betroffene Frauen selbst ausführlich zu Wort kommen, ohne vorgeführt zu werden“, und dass die strukturellen Hintergründe die zu einer Mindestpension führen – schlecht bezahlte Teilzeitjobs, Care-Arbeit, keine ausreichende Berufsausbildung – sehr gut herausgearbeitet und vermittelt werden.

Der zweite Preis ging an Sophie-Kristin Hausberger und Helga Lazar für ihren Beitrag "Leben an der Armutsgrenze" (ORF Report), in dem sie sich mit den Teuerungen und deren Folgen beschäftigen. „Der Beitrag ist sehr gut recherchiert und informativ, er beinhaltet eine gute Mischung von Betroffenen und Expert*innen, beleuchtet Hintergründe aber auch Lösungsansätze“, so die Jury in ihrer Begründung.

In der Kategorie Online erhielten Laurin Lorenz und Christopher Lettner die Auszeichnung für ihren Beitrag „Leben in der ‚Schattengesellschaft‘: Ein Tag mit der obdachlosen Jana“ veröffentlicht auf derstandard.at. Aus der Begründung der Jury: „Das kurze Video zeigt auf beeindruckende Weise, wie Obdachlose in die Unsichtbarkeit gedrängt werden und gleichzeitig ist die Sehnsucht nach einem würdevollen Leben und nach gesellschaftlicher Teilhabe zu spüren."

Der zweite Preis ging an Brigitte Theißl für ihre Reportage „Pandemie: Fette Vermögen, steigende Armut“ erschienen auf diestandard.at. Die Jury würdigte, wie es ihr gelingt, „die Strukturen, die zu der wachsenden Ungleichverteilung von Vermögen führen, sichtbar zu machen und die komplexen Zusammenhänge aufzuzeigen."

Weiters auf der Shortlist des Journalismuspreis „von unten“ und lobend erwähnt: Beate Haselmayer („Wer soll das bezahlen“, ORF / Am Schauplatz), Johannes Greß („Im Teufelskreis", Tagebuch), Claudia Mann und Team („Was geht“: Armut in Österreich", kleinezeitung.at).