"Journalismuspreis von unten" für respektvolle Armutsberichterstattung vergeben

Armutskonferenz möchte hintergründige Armutsberichterstattung forcieren. Printbeiträge der PreisträgerInnen zum Download.

(21.12.2010) Gestern Abend wurden die ersten „Journalismus-Preise von unten“ für respektvolle Armutsberichterstattung vergeben. Anlässlich des Europäischen Jahres gegen Armut und soziale Ausgrenzung 2010 hat die Armutskonferenz diesen Preis für respektvolle Armutsberichterstattung ins Leben gerufen. Unter den PreisträgerInnen fanden sich ORF-JournalistInnen ebenso wie MitarbeiterInnen kleiner und alternativer Medien. Die Jury des "Journalismus-Preis von unten" setzte sich ausschließlich aus Menschen mit Armutserfahrungen zusammen. Im Rahmen der Preisverleihung bedankten sich u.a. VertreterInnen von Arbeitsloseninitativen, StraßenzeitungsverkäuferInnen und Initiatoren von Selbsthilfegruppen persönlich bei den ausgezeichneten JournalistInnen.

Armutsbetroffene möchten selbst zu Wort kommen

Ausgezeichnet wurden Beiträge, die den vielen Facetten von Armut gerecht werden, Betroffene respektvoll behandeln, deren Stimmen hörbar bzw. sichtbar machen und Hintergründe ausleuchten. „Besonders wichtig ist uns, dass Betroffene selbst zu Wort kommen, unser Leben so dargestellt wird, wie es für uns real ist und gleichzeitig auch die politischen Hintergründe von Armut gezeigt werden“, so Traude Lehner von der Straßenzeitung Augustin. „Wir wünschen uns deshalb noch viel mehr Beiträge, die Armutsbetroffene nicht beschämen und statt Klischees von Armut reale Gegenenheiten und Lösungsvorschläge verbreiten“, ergänzte Susanne Stockinger vom Linzer Verein Arbeitslose helfen Arbeitlosen.

Dass in der Berichterstattung wie auch an diesem Abend die Armutsbetroffenen im Vordergrund standen, brachte nicht zuletzt Preisträger Markus Stachl (ORF) auf den Punkt: „Die wahren Helden sind die Betroffenen, die den Mut finden und mit ihrer Geschichte vor die Kamera zu gehen.“

Die Ausgezeichneten

In der Kategorie Fernsehen wurde Markus Stachl für seinen Beitrag "Stopp Armut" (ORF "Thema", 18.10. 2010) ausgezeichnet. Der sehr umfassende Beitrag überzeugte die Jury, weil er in relativ kurzer Sendezeit viele verschiedene Aspekte von Armut behandelt, wichtige Fragen stellt und dabei mit Betroffenen sehr respektvoll umgegangen wird. Eine lobende Erwähnung in der Kategorie Fernsehen erhielt Beate Haselmayer für ihre Reportage "Mütter ohne Geld" (ORF "Am Schauplatz", 23.7. 2010).

In der Kategorie Radio erhielt Teresa Arrieta für ihren Beitrag "Armutsgefährdete Alleinerziehende"(Ö1 "Journal Panorama", 19.10.2010) eine Auszeichnung. Die Lebensbedingungen, Nöte aber auch Hoffnungen von Alleinerzieherinnen wurden von Teresa Arrieta umfassend und facettenreich behandelt. Betroffene kommen konsequent und umfangreich zu Wort und werden hörbar ernst genommen. Ebenfalls ausgezeichnet in der Kategorie Radio wurden Maria und Matthias Reichl für ihre Sendereihe "Begegnungswege" (Freies Radio Salzkammergut). Sie haben in ihrer einstündigen Sendung mehrmals relevante Themen wie Mindestsicherung, Grundeinkommen oder das Europäische Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung ins Zentrum gerückt. Vor allem der Umstand, dass diese ausführliche Behandlung des Themas Armut trotz Ressourcenknappheit in einem freien Radio möglich gemacht wurde, soll besonders hervorgehoben werden. Eine lobende Erwähnung in der Kategorie Radio erhielt Johannes Kaup für "Die Armutsfalle und mögliche Auswege" (Ö1 "Radiokolleg", 2.-5.8.2010).

In der Kategorie Printmedium ging die Auszeichnung an Klaus Buttinger für "Wir sind arbeitslos" (Oberösterreichische Nachrichten, 30. 4. 2010). Arbeitslosigkeit ist ein wesentlicher Aspekt von Armut. Herausragend an dem Beitrag von Klaus Buttinger ist einerseits die für eine Tageszeitung ungewöhnliche Platzfülle und auch Platzierung in den OÖN. Andererseits kommen zahlreiche Betroffene zu Wort, die Auswahl der Betroffenen ist nicht beliebig, sondern deckt eine breite Palette von Menschen ab, sodass ein facettenreiches Bild von Arbeitslosigkeit entsteht.

In der Kategorie Printmedium lobend erwähnt wurden Julia Ortner für "7 Euro"(Falter, 1. 9. 2010), Michelle Thoma für "Jung. Arm. Österreichisch. Die Loser der Nation" (Tageblatt - Luxemburg, 11.11.2010), Bärbel Mende-Danneberg für "Offene Herzen. Geschlossene Gesellschaft"(Volksstimme, Dezember) sowie Maria Wölflingseder für "Wer arm ist, soll schweigen" (Streifzüge, April 2010).

Printbeiträge der PreisträgerInnen als PDF zum Download:

Klaus Buttinger: „Wir sind arbeitslos “ (Oberösterreichische Nachrichten, 30.4.2010)

Julia Ortner: „7 Euro “ (Falter, Nr. 35/2010)

Bärbel Mende-Danneberg: „Offene Herzen. Geschlossene Gesellschaft “ („Volksstimme“, Dezember 2010)

Michelle Thoma: „Jung. Arm. Österreichisch. Die Loser der Nation “ („Kulturissimo“, der monatlichen Kulturbeilage der luxemburgischen Tageszeitung "Tageblatt", 11.11.2010)

Maria Wölflingseder: „Wer arm ist, soll schweigen “ (Streifzüge, April 2010)

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