150 Euro: Desolate Wohnbedingungen, gesundheitliche Einschränkungen und Chancentod für Kinder

Reale Lebenssituationen ernst nehmen: Armut hat massive Auswirkungen auf Gesundheit, Chancen und Teilhabe bei Kindern. Hohe Raten bei chronischen Krankheiten und Behinderung

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(30.07.2018) „Unser gemeinsames Ziel muss sein Existenz und Chancen zu sichern, nicht Leute weiter in den Abgrund zu treiben“, appelliert die Armutskonferenz die reale Lebenssituation von Menschen in sozialen Krisen ernst zu nehmen. Die aktuellen Daten der Mindestsicherung zeigen sehr hohe Raten bei gesundheitlichen Einschränkungen, chronischer Krankheit und Behinderung. Doppelt so viele in Mindestsicherung sind chronisch krank, viermal so hoch die Zahl der Behinderten, dreimal so hoch Menschen mit Pflegegeldbezug. Viele können ihre Wohnung nicht im Winter heizen, müssen unter desolaten Wohnbedingungen leben (doppelt so oft von feuchter Wohnung betroffen, fünfmal öfter Überbelag, dreimal öfter dunkle Räume). Massiv sind die Auswirkungen auf Gesundheit, Chancen und Teilhabe bei Kindern. Die Gefahr des sozialen Ausschlusses bei Kindern zeigt sich in den geringeren Möglichkeiten Freunde einzuladen (10mal weniger als andere Kinder), Feste zu feiern und an kostenpflichtigen Schulaktivitäten teilzunehmen (20mal weniger).

„Über zwei Drittel der Menschen in der Mindestsicherung sind Pensionisten, Kranke, Menschen mit Behinderung, Kinder und Erwerbstätige: 25 Pensionisten, 21% erwerbstätig, 21% im Haushalt oftmals krank oder behindert, 6% in Ausbildung, 28% arbeitslos“, zitiert die Armutskonferenz, das Netzwerk von über 40 Initiativen aus sozialen Organisationen, Selbsthilfeinitiativen, Wissenschaft, Bildungseinrichtungen und Armutsbetroffenen, die Statistik Austria.

80.000 Kinder in Mindestsicherung

In Österreich sind 80.00 Kinder auf Mindestsicherung angewiesen. Die anvisierten Kürzungen treffen alle Paare mit Kindern und mehr als die Hälfte der Kinder von Alleinerzieherinnen. Massiv sind auch die Verschlechterungen für Menschen mit Behinderungen, wenn es keine Sonderzahlungen mehr gibt. Was in der Diskussion völlig verschwiegen wird: In den meisten Bundesländern kommt der Mindestsicherung auch die Rolle zu, ein finanzielles Existenzminimum für Menschen mit Behinderung, wenn sie in Privathaushalten leben, sicherzustellen. Auf deren besondere Bedürfnisse hat die Mindestsicherung derzeit keine Antwort. Und es kommt zu großen sozialen Härten, wenn Menschen von Familienangehörigen gepflegt werden. Es kann auch nicht Ziel sein, möglichst viele Leute in die Mindestsicherung zu drängen, was beispielsweise die Abschaffung der Notstandshilfe bewirken würde.
Darüber wird aber geschwiegen. Auf „die Flüchtlinge“ zeigen die Regierenden, die Bedingungen verschärfen sie aber für alle. Auch die Kürzung der Familienberatungsstellen österreichweit, der Stopp des Ausbaus von Ganztagsschulen und das Einfrieren von Investitionen in Kindergärten geht zu Lasten von Kindern, die in Haushalten mit geringerem Einkommen leben.
Ziel muss es doch sein Existenz und Chancen zu sichern, nicht Leute weiter in den Abgrund zu treiben. Die Chancen für 80.000 Kinder weiter zu verschlechtern, Familien in desolate Wohnungen zu treiben und Menschen mit Behinderungen weiter zu belasten, all das sind nicht die Werte, die uns stark gemacht haben.


Weitere Informationen: Lebensbedingungen von MindestsicherungsbezieherInnen