Kinderarmut: Darstellung und Wirklichkeit

Studie untersucht Medienberichterstattung über sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche

(18.09.2017) „Die Ergebnisse der vorliegenden Studie über die mediale Darstellung von sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen sind alarmierend“, erklärt Volksanwalt Günther Kräuter. In nur drei Prozent der Fälle berichten Medien über die Potentiale und Talente der Kinder und Jugendlichen. Die Betroffenen selbst kommen kaum zu Wort, erläutert die Medienanalytikerin Maria Pernegger (MediaAffairs). Sozialexperte Martin Schenk, Armutskonferenz, stellt Zahlen, Daten und Fakten zu sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen in Österreich vor und erklärt, was die Ergebnisse bedeuten.

Bereits im Vorjahr untersuchte Maria Pernegger in Zusammenarbeit mit der Volksanwaltschaft die Darstellung von Menschen mit Behinderung in Massenmedien.

„Auch die aktuelle Studie über die mediale Darstellung sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher zeigt dringenden Handlungsbedarf“, so Volksanwalt Günther Kräuter. „Die Potentiale und Talente der Kinder und Jugendlichen müssen stärker sichtbar gemacht werden. Sie sollen und können selbst für sich sprechen!“

Medien vermitteln oft einseitiges und mit Vorurteilen beladenes Bild

Medien beeinflussen in hohem Maße, welches Bild von sozial benachteiligten Kindern/Jugendlichen sich in einer Öffentlichkeit verfestigt und als wie „wichtig“ dieses gesellschaftspolitische Thema – und damit eine ganze Bevölkerungsgruppe – wahrgenommen wird. Dabei ist in der Berichterstattung zentral, ob sich Medien im Sinne der Kinderrechtskonvention um ein positives, förderndes Bild von sozial benachteiligten Kindern bemühen und auf fehlende Rahmendbedingungen oder Missstände in der Gesellschaft hinweisen, oder ein negatives, einseitiges und mit Vorurteilen beladenes Bild verbreitet wird.

Top-Themen Charity und Jugendkriminalität

Die beiden Top-Themen – Charity und Jugendkriminalität – polarisieren stark – und vermitteln ein einseitiges, oft verzerrendes Bild, welches Kinder/Jugendliche in „arme Opfer“ oder „brutale Täter“ trennt. Dabei spielt vor allem das „wie“ in der Berichterstattung (Tonalität und Wortwahl) eine Rolle. Jugendkriminalität zu thematisieren, ist nicht das Problem, es ist notwendig, dass Medien auf Missstände oder Probleme hinweisen. Problematisch wird es dann, wenn ein verfälschtes Bild der Wirklichkeit entsteht, durch das ganze Bevölkerungsgruppen stigmatisiert werden.

Sozialexperte Schenk fordert ebenfalls auf zu handeln: „Die Studie zeigt uns, dass wir Kinder in ihrer Alltagsrealität in den Blick bekommen müssen. Wie es ihnen dabei geht, den kranken Papa zu pflegen. Was es bedeutet, in feuchten Wohnungen zu wohnen. Wie das ist mit Freunden. Wie die Mama es schafft mit drei Jobs. Oder was es heißt, mit Mindestsicherung zu leben. Es geht um eine andere Perspektive: es geht darum, was Kinder können, was Kinder sagen und was sie brauchen.“

Presseinformation und zentrale Studien-Ergebnisse (PDF)