Preisverleihung: Journalismuspreis "von unten"

Ausgezeichnet: Mari Lang und Kim Kadlec, Doris Plank, Elisabeth Gollackner, Gerlinde Wallner, Christina und Martin Höfferer, Sandra Ernst Kaiser, Christian Granbacher.

Ausgezeichnet in der Kategorie TV: Kim Kadlec und Mari Lang mit dem Protagonisten Ossi

(17.12.2013) Gestern wurde in Wien zum vierten Mal der "Journalismuspreis von unten" vergeben. Die Armutskonferenz schreibt seit 2010 einen Preis aus, der "tiefgründige und respektvolle Armutsberichterstattung" prämiert. Zugelassen waren auch heuer wieder Einreichungen aus Print und Online sowie aus Radio und Fernsehen. Bewertet und ausgewählt wurden die Beiträge von einer Jury bestehend aus Menschen, die von Armut betroffen sind. Alle Ausgezeichneten betonten, den Preis als besondere Ehre zu empfinden, kommt er doch von Menschen, die genau wissen, was Sache ist.

Die Ausgezeichneten:

In der Kategorie Fernsehen wurden Mari Lang und Kim Kadlec für ihren Beitrag "Ossi - Die Straße mein zuhause" (ORF) ausgezeichnet. Besonders beeindruckend fand die Jury wie eine schwierige Geschichte auf Augenhöhe erzählt wird. „In dem Beitrag wurden ganz leise und subjektiv und objektiv Menschen am Rande der Gesellschaft gezeigt.“ Der Anerkennungspreis in der Kategorie TV ging an Elisabeth Gollackner für den Beitrag "Fakten: Arm und Reich in Österreich " (ORF, ZIB-Magazin). Aus der Begründung der Jury: „ Es ist schwierig, in wenigen Minuten etwas so darzustellen, dass man es versteht. Gollackner ist es gelungen, die wichtigsten Fakten nicht mit dem Zeigefinger, sondern auch mit Humor zusammen zu fassen. Manchmal sagen Bilder doch mehr als tausend Worte.“ Den zweiten Anerkennungspreis erhielt Doris Plank für die Reportage „Der Ofen ist aus“ (ORF, Am Schauplatz). „Der Beitrag spricht leise Töne, zeigt leise Bilder, die ständig ein kleines Unbehagen und große Betroffenheit auslösen. Es werden Menschen gezeigt, die auf verschiedenste Art und Weise versuchen, mit ihrem Schicksal zurecht zu kommen. Behutsamkeit, journalistische Fähigkeiten und ethische Prinzipien kamen in dem Beitrag zum Tragen“, so die Jury.

In der Kategorie Radio wurden Christina und Martin W. Höfferer für ihren Beitrag „Dieser Zug hält in allen Stationen außer Salone. Die gezielte Vertreibung von Roma und Sinti aus der italienischen Hauptstadt“ (ORF, Ö1 Hörbilder) ausgezeichnet. Die Jury würdigte die Tiefe und Schärfe des Features über eine ungeheure Geschichte gleich nebenan. „Wie schnell der Hass kommen kann. Und wie schnell Menschenrechte nichts mehr gelten“. Besonders erschütternd fand die Jury den Abschnitt über die Verbrennung der Schulbücher. Den Anerkennungspreis in der Kategorie Radio erhielt Gerlinde Wallner für ihren Beitrag "Die verlassenen Kinder" (Radio Stephansdom). „Der Journalistin und Soziologin ist es gelungen, Bilder zu kreieren, die man hören kann. Sie zeigt in ihrem Beitrag, dass Armut nicht in Österreich aufhört, sie schaut über die Grenzen hinaus und macht deutlich dass es einen Zusammenhang gibt, wenn Menschen in Moldawien so arm sind, dass sie ihre Kinder verlassen, um unsere Kinder zu hüten.“, so die Jury.

In der Kategorie Print ging die Auszeichnung an Christian Granbacher für seinen Text "Jugend auf Unwohlfahrt" im Magazin Echo. Aus der Begründung der Jury: „Was den Beitrag auszeichnet, ist der ruhige, investigative Journalismus. Knapp, ohne Druck auf die Tränendrüse, ohne jede Polemik.“ Den Anerkennungspreis in der Kategorie Print & Online erhielt Sandra Ernst Kaiser für „Der Hunger der Athenerinnen “ (diestandard.at). „Die Autorin nimmt uns an der Hand und wir begleiten eine Betroffene durch ihren Alltag. Die Reportage stellt in überzeugender Weise den Zusammenhang zwischen den ökonomischen Bedingungen und den konkreten Erfahrungswelten der Betroffenen dar.“

Hinter Statistiken und Zahlen stehen immer Menschen, die nur selten jenen Klischees entsprechen, deren sich der öffentliche Diskurs allzu gerne bedient: Die Armutskonferenz möchte journalistische Beiträge auszeichnen, die den vielen Facetten von Armut gerecht werden, Betroffene respektvoll behandeln, ihre Stimmen hörbar wie ihre Realitäten sichtbar machen und Hintergründe ausleuchten.