Weltspartag: 10% besitzen 54% des gesamten Geldvermögens

Oberstes Promil besitzt so viel wie gesamte untere Hälfte aller Haushalte

(29.10.2010) Dass jeder Österreicher durchschnittlich um die 50 000 Euro an Geldvermögen besitzt, ist beschränkt aussagekräftig. Denn: "Der Gini-Koeffizient zur Ungleichheit der Geldvermögensverteilung in Österreich beträgt 0,66 und "liegt damit im internationalen Vergleich eher hoch", so Daten der Österreichische Nationalbank

"Über zwei Drittel besitzen keine nennenswerten Geldvermögen. Die Hälfte der privaten Haushalte verfügt gar nur über 8% des gesamten Geldvermögens", zitiert die Armutskonferenz die Studien der österreichischen Nationalbank. Das oberste Zehntel besitzt hingegen 54% des gesamten Geldvermögens. Diesen reichsten 10 Prozent der Haushalte steht rund 290 000 Euro an Vermögen zur Verfügung. Das reichste Prozent (1%) der Haushalte hält 27% des gesamten Geldvermögens. Und das oberste Promill (0,1%) besitzt 8% des Gesamtgeldvermögens. Das entspricht der gesamten unteren Hälfte aller Haushalte, die ebenfalls über 8% des Geldvermögens verfügt.

Das Bild für eine solche Vermögensverteilung ist eine Pyramide. Damit "kann der für die Nachkriegsjahre dominierende soziologische Befund von einer nivellierten Mittelschicht nicht mehr aufrechterhalten werden.", zitiert die Armutskonferenz die aktuellen Studien.

Soziale Ungleichheiten nach Krisen größer

Die soziale Ungleichheit wird in und nach Wirtschaftskrisen größer, wie der renommierte britische Sozialwissenschafter Tony Atkinson anhand von vierzig Wirtschaftskrisen beobachtet hat. Der World Wealth Report berichtet bereits wieder von einem Anstieg des Reichtums der Reichsten um 1%, bei gleichzeitiger Armut und Arbeitslosigkeit. „Wir sehen eine zunehmende Ungleichheit innerhalb der Arbeitseinkommen und gleichzeitig eine wachsende Schere durch wieder steigende Vermögenseinkommen bei wenigen ganz oben.“, so die Armutskonferenz, Bei Reichtum ist vorrangig nicht Einkommen das Thema, sondern Vermögen. Der Gini-Koeffizient, ein Maß für Ungleichheit zwischen 0 und 1 (0 heißt alle haben genau gleich viel, 1 heißt einer hat alles) beträgt bei den Haushalteinkommen europaweit geringe 0,33. Da schlagen sich die sozialstaatlichen Sozial- und Dienstleistungen nieder. Bei den Geldvermögen springt der Gini-Koeffizient auf hohe 0,66 hinauf, bei Immobilienvermögen auf 0,76, bei Unternehmensbeteiligungen auf 0,88 und bei der angeblichen Mittelschichtssache „Erbschaften“ auf 0,94. Vererben tun ganz wenige fast alles an ganz wenige.

Ungenügende Erfassung der Geldvermögen: Ungleichverteilung noch höher

Einkommen ist deutlich weniger konzentriert als das Vermögen. Der Ginikoeffizient zur Ungleichheit der Vermögensverteilung ist mehr als doppelt so hoch wie jener der Einkommensverteilung. Dafür ist Immobilienvermögen noch ungleicher verteilt und Unternehmenseigentum überhaupt nur in den höchsten Vermögensstufen von Relevanz. Die Nationalbank weist darauf hin, dass Besitzer hoher Geldvermögen nur eingeschränkt erfasst werden. Die tatsächliche Ungleichverteilung ist demnach noch viel größer, so die Armutskonferenz.

Quellen:

OeNB: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung 2009; Vermögensbildung privater Haushalte verliert an Schwung, Presseaussendung, 19. April 2010.

Fessler P., Mooslechner P., Schürz M., Wagner, K. 2009. Das Immobilienvermögen privater Haushalte in Österreich. In: Geldpolitik und Wirtschaft Q2/09. Wien. OeNB.104-124. www.oenb.at/de/img/gewi_2009_q2_analyse05_neu_tcm14-140716.pdf <http://www.oenb.at/de/img/gewi_2009_q2_analyse05_neu_tcm14-140716.pdf>

Bundesministerium für Soziales und Konsumentenschutz: Sozialbericht 2007-2008, S. 278