SICHTBAR WERDEN VI - Gemeinsam die Stimme erheben!

Das sechste Treffen von „Sichtbar Werden“ beschließt die Gründung einer Plattform von Selbstorganisationen von Menschen mit Erfahrung von Armut und Sozialer Ausgrenzung

Armut aus! - "Buchstabensuppe" vor der Basilika in Mariazell

„Wir möchten wahrgenommen werden und eine echte politische Mitsprache“, war der Tenor beim sechsten österreichweiten Treffen von Menschen mit Armutserfahrungen von 23.-25. Juni 2011 in Mariazell. Die Armutskonferenz hatte in das Schullandheim Mariazell geladen um sich zu vernetzen, zu diskutieren und gemeinsame Forderungen zu formulieren. Rund 50 TeilnehmerInnen aus sieben Bundesländern aus Arbeitslosen-Initiativen, Psychiatrie-Erfahrene, Alleinerziehende, Menschen mit Behinderung, Mitarbeiterinnen von Straßenzeitungen verbrachten drei intensive Tage in der Obersteiermark.

Vielfalt der Themen: es gibt viel zu tun!

Zahlreiche Themen standen auf der Tagesordnung, die in Arbeitsgruppen vorbereitet und im Plenum vorgestellt und diskutiert wurden. Die Bandbreite reichte von einer kritischen Positionierung zum Thema Freiwilligenarbeit aus der Sicht von Selbstorganisationen, über die im Rahmen der EU-2020-Strategie angeregte Poverty-Plattform des Sozialministeriums bis hin zu internationalen Themen.

Buchstabensuppe gegen Armut vor der Wallfahrtskirche Mariazell

Eine während der Tagung entwickelte T-Shirt-Wort-Performance wurde am letzten Tag des Treffens am Mariazeller Hauptplatz aufgeführt. Durchaus kritisch und pointiert wurde dabei auf Fragen der Verteilung und die Position der Kirche eingegangen. Denn auch in REICHEN Kirchen gibt es arme Mäuse, im REICHEN Österreich arme Menschen, vor allem in kinderREICHEN Familien arme Kinder, aber eine REICHENsteuer die fehlt.

Die Selbstorganisationen formieren sich und werden sichtbar

Nachdem es bereits im Vorfeld des Camps eine Diskussion über eine vertärkte Selbstorganisierung von „sichtbar werden“ gegeben hatte wurde in einer Arbeitsgruppe in Mariazell ein Vorschlag für eine Vernetzungs-Plattform ausgearbeitet, der im Plenum großen Anklang fand.

Die Plattform lädt Selbstorganisationen von mit Armut und sozialer Ausgrenzung konfrontierter Menschen, Klienten-VertreterInnen aus Organisationen (z.B. Promente User-VertreterInnen) sowie sonstigen Initiativen von Betroffenen zur Mitarbeit ein. Eine niederschwellige Form der Mitgliedschaft und eine möglichst demokratische Organisation die nach dem systemischen Konsens arbeitet wird angestrebt.

Für das inhaltliche und organisatorische Vorantreiben der Plattform wurde eine Koordinierungsgruppe gewählt, die aus sieben Personen besteht:

Christine Gurtner (Pe-Le – Verein zur Lösung familärer Probleme)
Karl Halmann (MoAiÖ – Menschen ohne Arbeit in Österreich)
Susanne Stockinger (AhA – Arbeitslose helfen Arbeitslose)
Traude Lehner (Mindestverunsicherung)
Martin Mair und Karin Rausch (Aktive Arbeitslose)
Johannes Kröll („freie Radikale“ auch als Vertretung für die EinzelaktivistInnen)
Wolfgang Schmidt (AMSEL – Arbeitslose Menschen suchen effektive Lösungen)

Selbstbestimmung, Mitsprache, Verteilung und Zugang

Die neue Plattform wird im Herbst Antrag auf Mitgliedschaft in der Armutskonferenz stellen. Die KoordinatorInnen sollen dann im Vorstand der Armutskonferenz an der inhaltlichen Diskussion teil nehmen und so die Kommunikation zwischen den Selbstorganisationen und den anderen Mitgliedern verbessern.

Großes Augenmerk wird dabei auf die Kommunikations- und Informationsarbeit gelegt, denn für die einzelnen Initiativen ist es wegen fehlender Ressourcen kaum möglich, alle für sie relevanten Informationen zu erhalten und ihre Anliegen selbst in die politischen Diskussionen und in die Öffentlichkeiten einzubringen. Die Entsendung von „VertreterInnen“ in politische Gremien und auf Veranstaltungen sowie die Vermittlung von Medienanfragen soll koordiniert und demokratisiert werden und dabei der Informationsfluss in beide Richtungen sicher gestellt werden.

„Wir möchten nicht nur als einzelne Betroffene gesehen werden, sondern endlich als VertreterInnen von Selbstorganisationen wahrgenommen werden,“ bringt Günther Lahr von aha das gemeinsame Anliegen auf den Punkt.

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