Armutsbetroffene fordern mehr Beteiligung!

"Sichtbar Werden" in Graz - Diskussion mit EntscheidungsträgerInnen und öffentliche Aktion

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"Nicht ohne uns, über uns - sondern mit uns!" ist eine der zentralen Forderungen von Selbstorganisationen und Initiativen von Menschen mit Armuts- und Ausgrenzungs-Erfahrungen, die seit 2006 in der Plattform "Sichtbar Werden" der Armutskonferenz vernetzt sind. Im Sinne der Beteiligung und Partizipation müssen auch Menschen mit wenig Einkommen in politische Entscheidungs-Prozesse, die sie direkt betreffen, eingebunden werden - ob auf dem AMS oder im Sozialamt, im Gesundheitssystem oder im Kulturbereich.

In einer Diskussionsveranstaltung mit VertreterInnen der Landesregierung, der Stadt Graz, von Behörden und Ämtern am 16.10.2015 in Graz konnten Armutsbetroffene ihre Forderungen an EntscheidungsträgerInnen weitergeben. Neben Selbstorganisationen und KlientInnen-VertreterInnen aus Oberösterreich und Wien, waren etwa der Verein AMSEL, atempo, das Forumtheater InterACT und der Verein SOMM aus Graz vertreten.

Michael Azodanloo (Amt der Stmk. Landesregierung - i.V. LR Drexler), BR Lydia Bißmann (i.V. SR Kahr), Eyawo Godswill (MirantInnen-Beirat der Stadt Graz), Hermann Gössinger (Landesgeschäftsstelle des AMS Stmk.), Wolf-Timo Köhler (BürgerInnen-Beirat der Stadt Graz), Barbara Laminger (Sozialamt der Stadt Graz), Elke Lujansky-Lammer (Menschenrechts-Beirat der Stadt Graz), GR Bedrana Ribo (i.V. SR Rücker) waren der Einladung gefolgt. Diskutiert wurde zu den Themen: Arbeit, BürgerInnen-Beteiligung, Gesundheit, Kultur & Umwelt (Mobilität), Menschenrechte, Migration, Wohnen, Soziales / Sozialamt. Neben konkreten inhaltlichen Forderungen ging es immer auch um Möglichkeiten der Einbindung von Menschen mit Armutserfahrungen in die jeweiligen Einrichtungen bzw. Entscheidungsprozesse.

Öffentliche Aktion - "Mauern niederreißen"

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Im Anschluss an die Diskussion fand in Graz eine öffentliche Aktion statt. Auf dem Jakominiplatz wurden symbolisch Mauern niedergerissen, die sich aus Barrieren zusammensetzte, die der Vermeidung und Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung entgegenstehen: Willkür, Amtsgewalt, Prekäre Jobs, Wohnkosten, soziale Ungleichheit, Gesundheitsgefährdung, Austerität, schlechte Schule, Diffamierung etc.

Freiwilligenarbeit in Selbstorganisationen

Am zweiten Tag wurde für ein Projekt im Rahmen des Anerkennungsfonds für Freiwilligenarbeit des Sozialministeriums zentrale Fragestellungen für Treffen und Aktivitäten 2016 gesammelt. "Freiwilligenarbeit muss man sich leisten können" - Daher steht die ehrenamtliche Tätigkeit von Menschen mit Armuts- und Ausgrenzungserfahrungen unter besonderen Bedingungen. Welche Voraussetzungen braucht es, damit Menschen mit Armutserfahrungen freiwillig tätig werden können? Welche Unterstützung brauchen Selbstorganisationen? Mit diesen und anderen Fragen werden wir uns im Projekt "Sichtbar Werden" 2016 auseinandersetzen.

Weitere Informationen

Bericht über die Veranstaltung von Radio Helsinki: http://cba.fro.at/299343

Forderungspapier der Plattform "Sichtbar Werden" (Stand 2013)

Anerkennungsfonds für Freiwilligenarbeit: www.freiwilligenweb.at