Dokumentation Foren 25.02.2015: "Was machen wir jetzt mit ..."

Artikel und Beiträge der Referent*innen in den Foren am 25.02.2015

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Zu den alt bekannten Themen gesellen sich viele neue Herausforderungen und Konzepte, aber auch Gefahren und Erkenntnisse, die es zu diskutieren gilt. Was machen wir mit der „Wirkungsorientierung“? Was mit der „Krise“? Was machen wir mit der „Umwelt“? Was mit den „Notreisenden“, was mit den „prekär Selbständigen“? Was machen wir mit der „sozialen Innovation“, was mit dem „Autoritarismus“? Was machen wir mit dem „Reichtum“? Und was machen wir mit dem „Grundeinkommen“?

Was machen wir mit den Notreisenden? (Forum 3.1)

Rainer Hackauf & Sandra Stern: Dirty, Dangerous, Difficult. Arbeiten ohne Papiere.

Undokumentierte Arbeit ist auch in Österreich allgegenwärtig. Der Beitrag beschreibt die Arbeit der vor mehr als einem Jahr gegründeten Anlaufstelle zur gewerkschaftlichen Unterstützung undokumentiert Arbeitender (UNDOK), die undokumentierte Erwerbstätige über deren Rechte aufklärt und Beratung und Unterstützung bei der Durchsetzung arbeits- und sozialrechtlicher Ansprüche bietet. Denn unabhängig davon, ob ArbeitnehmerInnen mit oder ohne Papiere arbeiten: Sozialversicherungsgesetze, Arbeitsrecht und kollektivvertragliche Mindeststandards gelten für alle ArbeitnehmerInnen in Österreich.

Download: Hackauf; Stern: Arbeiten ohne Papiere ... aber nicht ohne Rechte!

Bettina Haidinger: Lebens- und Arbeitsverhältnisse ukrainischer Haushaltsarbeiterinnen

Wissen Sie, woher „Ihre“ Haushälterin, Putzfrau, Raumpflegerin, Babysitterin, „Perle“ oder schlicht bezeichnet Hausarbeiterin stammt? Wissen Sie, ob sie zu versorgende Kinder hat? Wissen Sie, wie sie ihre Arztrechnungen bezahlt? Oder welche Ausbildung sie hat? Wann haben Sie ihr zum letzten Mal eine Gehaltserhöhung angeboten? Entsprechend Ihren eigenen Biennalsprüngen?
Das sind Fragen an Haushalte, die es sich finanziell leisten können, das Konfliktfeld „Wer soll aufräumen?“ auszulagern. Das sind auch Fragen, die auf den ersten Blick moralisierend daherkommen, aber auf den zweiten Blick ein weites Feld struktureller Ungleichheiten und erstaunlicher Biographien zu Tage bringen. Vor dem Hintergrund
dieses Beitrags, der der transnationalen Haushaltsorganisation ukrainischer Migrantinnen zwischen ihrem Herkunftskontext und diversen Wiener Haushalten auf die Spur geht, können Sie diese Fragen vielleicht unter einem veränderten Blickwinkel betrachten.

Erschienen in: KSÖ-Nachrichten 3/2014, S. 1-3

Download: Bettina Haidinger: Lebens- und Arbeitsverhältnisse ukrainischer Haushaltsarbeiterinnen


Was machen wir mit der Wirkungsorientierung? (Forum 3.2)

Klaus Wolf: Wirkungsorientierung in den Hilfen zur Erziehung

Vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen in der Praxis und der Forschung über die Hilfen zur Erziehung
(www.uni-siegen.de/~wolf) werde ich
1. einige wenige grundsätzliche Anmerkungen zu den Wirkungen menschlichen Handelns machen,
2. umfassendere Feststellungen zu den Wirkungen sozialpädagogischer Interventionen treffen
3. und – darauf aufbauend – einige Konsequenzen vorschlagen.

Download: Klaus Wolf: Wirkungsorientierung in den Hilfen zur Erziehung


Was machen wir mit den Sozialmärkten und Tafeln? (Forum 3.3)

Martin Haiderer & Alexandra Gruber: Österreichische Tafeln - mehr als nur Almosen!

Die Diskussion rund um Tafeln und Sozialmärkte auf der 10. Armutskonferenz fand zwischen zwei Kennern der Materie statt: Prof. Stefan Selke, deutscher Soziologie und bekannter Kritiker der Deutschen Tafeln und Mag. DSA Martin Haiderer MSc, Obmann und Gründer der Wiener Tafel, die ein anderes Konzept lebt als die meisten Tafelorganisationen in Deutschland.

Die Wiener Tafel und der Verband der Österreichischen Tafeln haben sehr wohl auch ein politisches Selbstverständnis und versuchen „Hilfe zur Selbsthilfe“ so weit als möglich zu fördern.

Download: Haiderer; Gruber: Tafeln - mehr als nur Almosen!

Stefan Selke: Die „Tafeln“ als Fallbeispiel armutsökonomischer Märkte

In diesem Kurzbeitrag werden die Prinzipien der Armutsökonomie (Entgrenzung, Rationalisierung, Symbolisierung, Kommodifizierung und Symbolisierung) auf Tafeln angewendet, um herauszuarbeiten, dass Tafeln sich weit vom Selbstbild einer sozialen Bewegung entfernt haben und inzwischen eher als moralische Unternehmen betrachtet werden müssen.

Download: Stefan Selke: Die "Tafeln" als Fallbeispiel armutsökonomischer Märkte


Was machen wir mit dem Grundeinkommen? (Forum 3.4)

Margit Appel: Grundeinkommen - Perspektive oder Irrweg?

Das bedingungslose Grundeinkommen ist ein Teil der Lösung jener Probleme, zu deren Bekämpfung die Armutskonferenz gegründet wurde. Mehr noch ist das bedingungslose Grundeinkommen eine ganz wesentliche strategische, politische, ethische Perspektive

  • nach Jahrzehnten verkürzter Armutspolitik und verkürzten Armutsverständnisses
  • und nach Jahrzehnten der Verschärfung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Menschen durch neoliberale Prozesse.

Irrwege der sozialpolitischen Reformen „Hartz IV“ in Deutschland und - abgeschwächt aber dennoch in der Gesamtausrichtung und wegen Anfälligkeit für politischen Missbrauch zu kritisieren – „Bedarfsorientierten Mindestsicherung“ in Österreich sind deutlich vor Augen. Die Re-Feudalisierungstendenzen solcher Politiken und das ungenierte Verlangen ökonomischer AkteurInnen nach einer immer bedingungsloseren Verwertbarkeit von Arbeitskraft werden in diesem Beitrag dargestellt. Das Grundeinkommen kann nicht zuletzt aufgrund des provokanten Kriteriums der Bedingungslosigkeit ein Hebel sein, in diesen asymmetrischen Machtverhältnissen für das Anliegen einer emanzipatorischen Armutsbekämpfung Terrain zu gewinnen und darüber hinaus unumgängliche Fragen nach der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu stellen, die wir wollen.

Download: Margit Appel: Grundeinkommen - Perspektive oder Irrweg?

Max Preglau: Grundeinkommen aus gesellschafts- und geschlechterkritischer Sicht

Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) aus dem Blickwinkel einer kritischen Gesellschafts- und Geschlechtertheorie. Im ersten Kapitel wird auf die grundlegenden gesellschaftlichen Abhängigkeitsverhältnisse eingegangen, die durch herkömmliche Sozialpolitik zwar abgemildert, aber nicht aufgehoben werden konnten: Erwerbsarbeit, Familie und nationale Staatsbürgergesellschaft. Im zweiten Kapitel wird dann auf das BGE selbst fokussiert und auf die damit verbundenen Hoffnungen und Befürchtungen eingegangen. Im dritten Kapitel wird untersucht, unter welchen praktischen Voraussetzungen die erhofften Vorteile realisiert und die befürchteten Nachteile vermieden werden können und wie realistisch eine Umsetzung unter den gegenwärtigen ökonomischen und politischen Bedingungen ist.

Download: Max Preglau: Grundeinkommen aus gesellschafts- und geschlechterkritscher Sicht


Was machen wir mit der Umwelt? (Forum 3.5)

Anja Christanell, u.a.: Energiearmut - Für eine sozial gerechtere Gestaltung der Energiezukunft

Energiearmut entsteht aus dem Zusammenspiel von niedrigen Einkommen, hohen Energiepreisen und energieineffizienten Wohnungen bzw. Geräten. Aufgrund dieser multiplen Problemlage kann eine Minderung der Belastungen von Betroffenen nur durch verstärkte intersektionale Kooperationen erreicht werden.

Erschienen in: SOZIALE TECHNIK, 2014, Jg. 24, Heft 4, 11-14

Download: Anja Christanell: Energiearmut

Christine Sallinger: Forum Umwelt - Energiearmut

Kurze Zusammenfassung der Inputs im Forum und "Betroffenen"-Perspektive auf das Thema Energiearmut.

Download: Christine Sallinger. Forum Umwelt - Energiearmut


Was machen wir mit der Krise? (Forum 3.6)

Slobdan Cvejic: Economic crisis and coping strategies in Serbia

After decade of blocked transformation during 1990s, period of intensive reforms has brought significant changes in socio-economic and cultural environment in Serbia. However, since 2009 the effects of global economic crisis coupled with uncompleted and ineffective reforms have contributed to the new phase of deteriorated economic and social conditions.

Download: Slobdan Cvejic: Economic crisis and coping strategies in Serbia

Frank Bsirske & Klaus Busch: Auf dem Weg zur Sozialunion

Das hier vorgeschlagene Konzept für eine Vertiefung der sozialen Dimension der Europäischen Union stellt einen Bruch mit der herrschenden neoliberalen EU-Politik dar. Es fordert zur Überwindung der Arbeitsmarktkrise eine Politik nachhaltigen Wachstums sowie europäische Regelungen zur Beseitigung prekärer Arbeitsverhältnisse. Im Bereich der Lohn- und Einkommenspolitik setzt es sich vor allem für Maßnahmen ein, die für eine Überwindung von ruinöser Lohnkonkurrenz und von Lohndumping in Europa sorgen. Im Feld der sozialen Sicherheit soll die Entwicklung des Wohlfahrtstaats an die ökonomische Leistungsfähigkeit der Staaten gekoppelt und auf diese Weise Sozialdumping vermieden werden.

Download: Bsirske; Busch: Auf dem Weg zur Sozialunion


Was machen wir mit der sozialen Innovation? (Forum 3.11)

Katharina Meichenitsch: Was machen wir mit der Sozialen Innovation?

Wie sollen VertreterInnen von NPO bzw. der Zivilgesellschaft mit der Debatte um soziale Innovationen umgehen? In erster Linie geht es darum, nicht die Augen vor einer Diskussion zu verschließen, sondern sie aktiv mitzugestalten. Zwar gibt es immer wieder modische Begriffserscheinungen, die sich bald überholt haben (z.B. flexicurity), doch ist dies kein Argument für Zurückhaltung. Über die Wissenschaft, die Politik, Netzwerke oder aber Medienarbeit ist es möglich, Diskurse zu beeinflussen und zu gestalten.

Download: Katharina Meichenitsch: Was machen wir mit der Sozialen Innovation?