Umweltgerechtigkeit: Lärm, Kälte und dunkles Wohnen machen Kinder krank

Armutskonferenz macht auf Belastung Einkommensschwächerer durch Lärm, Luftverschmutzung, feuchte Wohnungen, fehlenden Grünraum und Kälte aufmerksam

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(21.10.2016) „Die Belastung durch Lärm bzw. Luft- und Umweltverschmutzung wird größer, je geringer das Einkommen ist.“, macht die Armutskonferenz anlässlich der heutigen Tagung mit Ökobüro und AK auf die international bereits intensiv diskutierte Frage der „Umweltgerechtigkeit“ aufmerksam. „Kinder, die in relativer Armut leben, wohnen häufiger in Wohnungen mit einer hohen Belegungsdichte und an stark befahrenen Straßen als Kinder, die nicht von relativer Armut betroffen sind“, analysiert Sozialexperte Martin Schenk von der Armutskonferenz. „Familien in Einkommensarmut fühlen sich in städtischen Regionen häufiger sehr stark durch Luftverschmutzung, Lärm und fehlende zugängliche Grünflächen in ihrer Wohngegend beeinträchtigt.“

Lärm, Luftverschmutzung, Dunkelheit, feuchte Wohnungen

„Lärm gilt neben Luftverschmutzung als eine der bedeutendsten Umweltbelastungen in Städten mit signifikanten Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Wohn- und Lebensqualität“, erläuert Schenk. „Insgesamt klagen 17% der Bevölkerung in Österreich über Lärm im Wohnbereich“. Die Belastungen durch Luft sind sehr ähnlich gestaltet wie die durch Lärm. Die Hauptquelle beider Belastungen ist meist der Straßenverkehr. Weiters klagen 6% der Bevölkerung (477.000) in Österreich über dunkle Räume, davon sind untere Einkommen stärker betroffen. 989.000 Personen, das sind 12% der Bevölkerung leben in feuchten, oft auch schimmligen Wohnungen (Statistik Austria 2016). Auch diese Belastung trifft untere Einkommen stärker als obere, so die Armutskonferenz, deren Mitglieder über 500000 Menschen im Jahr betreuen, begleiten und unterstützen.

Fehlender Grünraum

Grünraum in der Stadt verbessert das Klima im Grätzel, zeigt gesundheitlich positive Auswirkungen, bietet Bewegungsraum für Jung und Alt, begünstigt als Sozialraum das Gespräch und die Begegnung. Urbane Grünräume sind ungleich zwischen arm und reich verteilt. Zwar befinden sich sowohl arme als auch reiche Bezirke in stark verbautem Gebiet, die sozial und einkommensmäßig ärmsten Straßenzüge sind aber stets mit wenig Grün ausgestattet; hingegen die reicheren Bezirke immer mehrheitlich in und neben Grünlagen gelegen.

Energiearmut

Gegliedert nach Einkommensgruppen zeigen sich Personen in Haushalten mit niedrigen Haushaltseinkommen am häufigsten von hohen Wohnkostenanteilen betroffen: Etwa die Hälfte weisen Wohnkostenanteile von über 25% ohne Energiekosten auf, etwa 39% sind es bei einem 40% Anteil der Wohn- inklusive Energiekosten am Haushaltseinkommen (Statistik Austria 2015). Je geringer die Haushaltseinkommen, desto mehr erhöht sich der Anteil weit über 50%. Besonders betroffen: Alleinerziehende – und bei Personen, die während des ganzen Jahres keine Arbeit fanden. Ein Viertel der gesamten jährlichen Finanzhilfe aus den Soforthilfetöpfen der Hilfsorganisationen geht in die Unterstützungen im Energiebereich, so die Armutskonferenz abschließend.

Broschüre "Umwelt und Gerechtigkeit"