Preisverleihung: Journalismuspreis von unten 2011

Hintergründige und respektvolle Armutsberichterstattung ausgezeichnet

Sandra Wobrazek (NEWS) mit Fotograf Marcus Deak (links) wurde in der Kategorie Print ausgezeichnet.

Am 19.12.2011 wurde in Wien zum zweiten Mal der „Journalismuspreis von unten“ vergeben. Die Armutskonferenz schreibt seit 2010 einen Preis aus, der hintergründige und respektvolle Armutsberichterstattung prämiert. Zugelassen waren auch heuer wieder Einreichungen aus Print sowie aus Radio und Fernsehen. Bewertet und ausgewählt wurden die Beiträge von einer Jury bestehend aus Menschen mit Armutserfahrungen, weshalb alle Ausgezeichneten betonten, den Preis als besondere Ehre zu empfinden, kommt er doch von Menschen, die genau wissen, worum es geht.

Musikalisch begleitet wurde der Abend von der Musikerin Maria Stern.

Die Ausgezeichneten

In der Kategorie Fernsehen wurde Beate Haselmayer für ihren Beitrag „Nur ein Bett“ über Obdachlosigkeit (ORF Am Schauplatz, 5.8. 2011) ausgezeichnet. Besonders beeindruckend fand die Jury, dass Beate Haselmayer es geschafft hat, mit sonst sehr scheuen Menschen ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und auf Augenhöhe zu reden. „Der Beitrag ist nicht traurig, drückt nicht auf die Tränendrüse, sondern zeigt einfach das Leben.“

In der Kategorie Radio erhielt Barbara Krommer für ihren Beitrag „Wohlstand schützt vor Armut nicht“ (Ö1 „Saldo“, 21.10.2011) eine Auszeichnung. Der faktenreiche Beitrag zeige „Armut in all ihren Facetten“. Viele Betroffene kommen zu Wort, wie auch MitarbeiterInnen sozialer Organisationen und anderer relevanter Bereiche. Auch aufgrund dieser großen Bandbreite hat sich die Jury für den „wundervollen Beitrag“ entschieden.

Einen Anerkennungspreis in der Kategorie Radio erhielt Stefan Hauser für seine Reportage über die Ambulanz „Amber med“ (Radio Stephansdom „Perspektiven“, 15.6.2011), in der Menschen ohne Versicherungsschutz versorgt werden. Ein „sehr gut recherchierter Beitrag, der über Probleme bei der Gesundheitsversorgung informiert, die vielen Menschen unbekannt sind.“

In der Kategorie Printmedium ging die Auszeichnung an Sandra Wobrazek für ihren Beitrag „Neue junge Obdachlosigkeit“ (NEWS, 30/2011). Die Jury hat damit eine Journalistin ausgezeichnet, die schon öfter durch ihre Berichterstattung aufgefallen ist, weil sie „hinter die Kulissen schaut und sich intensiv mit den Themen auseinandersetzt.“ In ihrem ausgezeichneten Beitrag führt sie plastisch vor Augen, dass Armut jeden und jede treffen kann.

Der Anerkennungspreis in der Kategorie Print ging an Stefan Veigl für „Leben mit 400 Euro“ (Salzburger Nachrichten, 10.5.2011). Er hat in einem Selbsttest ausprobiert, ob er mit dem Geld aus der Mindestsicherung eine Woche lang über die Runden kommen kann – für die Jury ein Ausdruck der Solidarität mit jenen, für die das Leben mit Mindestsicherung kein Experiment ist und eine Anregung zum Perspektivenwechsel.
Zusätzlich zu diesen Hauptkategorien wurde ein Sonderpreis im Bereich Neue Medien vergeben.Peter Gach wurde für sein unermüdliches Engagement in Blogs und Radiosendungen geehrt: „Ka Hack’n für’n Gach“ ist das „Tagebuch eines Betroffenen über Arbeitslosigkeit, die Mindestsicherung und Armut in einem reichen Land“. Es berührt durch persönliche Momente ebenso wie durch treffliche Analysen von Gesellschaft und Sozialstaat. Die Jury dankte ihm „für das, was er alles getan hat, und dass er nicht aufgibt“.

Die Pressefotos aller PreisträgerInnen finden Sie hier.