Gerecht verteilter Wohlstand senkt Kriminalität

Von Kirstin Henning (NEUSTART)

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Vor kurzem wurde wieder einmal die weltweit ungerechte Verteilung des Wohlstands sichtbar. Laut Oxfam Recherche „besitzen die 62 reichsten Menschen der Erde genauso viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen – das sind rund 3,6 Milliarden Menschen“. Oder aber auch: „Ein Prozent der Bevölkerung besitzt fast die Hälfte des Weltvermögens“.

Diese Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass es sich hier nicht „nur“ um finanziellen Wohlstand handelt, sondern dass Armut oft auch fehlende Teilhabe und grundlegende Perspektivlosigkeit bedeutet. Teilhabe an Schule und Ausbildung beziehungsweise in der Folge an Arbeit, aber auch an Krankenversicherung und medizinischer Versorgung sind nur einzelne Aspekte. Dass extreme Perspektivlosigkeit in Heimatländern neben Krieg mit eine der Hauptursachen für die großen Flüchtlingsbewegungen ist, wird gerade jetzt deutlich.

Auch viele Österreicher sind in den letzten hundert Jahren aufgrund von wirtschaftlicher Not auf der Suche nach einer Perspektive aus ihren damaligen Heimatländern hierher eingewandert. Und viele sind aus politischen Gründen oder aufgrund fehlender wirtschaftlicher Perspektiven ausgewandert. Wir sollten uns also glücklich schätzen, dass es der österreichischen Gesellschaft insgesamt so gut geht. Gleichzeitig sollten wir wachsam und sorgsam sein, die Kluft zwischen Arm und Reich, Teilhabe und Nicht-Teilhabe zu verringern oder zu schließen; denn es gibt einen Zusammenhang zwischen einem ausgebauten Wohlfahrtsstaat und niedriger Armut sowie niedriger Kriminalität. Arme sind nicht krimineller als Wohlhabende. Aber Arbeitslosigkeit, materielle Not und soziale Unterversorgung sind Risikofaktoren für das Überschreiten der Legalitätsgrenze. Gerade Arbeitsmarktpolitik und Beschäftigungspolitik haben große Bedeutung, da Arbeit und Beschäftigung wichtige schützende Faktoren sind.

Mehr zum Thema: www.oxfam.de

Veröffentlicht am 03.05.2016

Dr. Kristin Henning ist Leiterin von NEUSTART Tirol – ursprünglich veröffentlicht im Blog von NEUSTART